12/2024-01/2025

Prüft alles und behaltet das Gute (1. Thessalonicher 5,21)

Ein weiser Mönch betete: „Gott, gib mir bitte nicht, was ich mir wünsche!“ Kleine Kinder glauben dagegen genau zu wissen, was ihnen guttut. Manche Gemeinden sind bei Gottesdienstformen oder in Bezug auf die Technik stets auf dem aktuellen Stand. Anderswo schwört man auf das Bewährte. Woran machen wir fest, ob Neues gut oder schlecht ist? Nach welchen Kriterien entscheiden wir, ob Traditionen wertvoll oder hinderlich sind? Paulus rät: „Prüft alles!“ Aber wie prüfen wir richtig?

Prüft alles – eine gesunde Offenheit

In Thessalonich drangen Irrlehrer in die jungen Gemeinden ein und verunsicherten die Christen. Haarsträubende Lehren wurden als Prophetie verbreitet. Als die Gemeinde das durchschaute, lehnten sie alles ab, was mit dem Heiligen Geist zu tun hat. Dagegen wehrt sich der Apostel. Das Kriterium sollte weder Angst, Bauchgefühl, Gutgläubigkeit noch frustrierende Erlebnisse sein.

Im Reich Gottes ist es manchmal wie beim Pilzesammeln: Es gibt schmackhafte Pilze, die sehr giftige Doppelgänger haben. Darum ist es wichtig, das Gute vom Giftigen unterscheiden zu lernen. Paulus bezieht die Aufforderung, alles zu prüfen, auf den Umgang mit dem Heiligen Geist. Ihn soll die Gemeinde nicht auslöschen, weder in seiner Wirkung noch in seinem Reden (V. 19); gleichzeitig sollen Christen nicht leichtgläubig jeder Lehre folgen.

Prüft alles – eine gesunde Skepsis

Dinge zu hinterfragen, ist nicht verkehrt. Doch wieviel Skepsis ist hilfreich? Welches Maß an Vertrauen ist nötig? Paulus selbst gibt im nächsten Satz ein gutes Beispiel: „Meidet das Böse in jeder Gestalt“ (1Thes 5,22). Dieser Satz macht deutlich, dass uns das Böse in vielerlei Gestalt begegnen kann. Dinge und Umstände sind nicht nur schwarz oder weiß. Wir sollen „alles“ ohne Angst anschauen und prüfen – und dann entscheiden, ob sie für die Gemeinde Jesu hilfreich sind. Wir können fragen: Dient „es“ dem Guten? Unterstützt es uns in der Beziehung zu Gott? Wenn ja, sollen wir sie behalten. Und falls sie uns nicht weiterbringen, haben wir darüber zumindest Gewissheit.

Prüft alles – ein gesunder Maßstab

Wie können wir prüfen, ob eine Rede vom Heiligen Geist gewirkt ist? Wie beurteilen wir Zeitströmungen, Liedgut oder neue Trends in der Gemeinde, ob der Geist Gottes „Ja“ dazu sagt?

Der Heilige Geist wohnt in uns

Die Abschiedsreden Jesu im Johannes-Evangelium können uns in Bezug auf Werkzeuge zur Klärung weiterhelfen. In Johannes 14,26 lesen wir, dass uns der Heilige Geist selbst lehren wird und uns an alles erinnert, was Jesus uns gesagt hat. Vater, Sohn (Joh 14,18.23) und Heiliger Geist (Joh 14,17; Eph 1,13) wohnen in den Kindern Gottes und machen sie zu seinem Tempel (1Kor 3,16; 6,19); darum wird der Heilige Geist die Kinder Gottes führen, leiten und lehren.

Der Heilige Geist leitet in die Wahrheit

In Johannes 16,12ff. sagt Jesus, dass „der Geist der Wahrheit“ uns in alle Wahrheit führen wird. Es ist Jesu Versprechen, dass Christen vom Heiligen Geist in die Wahrheit geführt werden, wenn sie sich von ihm leiten lassen. Leiten bedeutet, dass Christen sich darin üben sollen, seine Stimme von anderen Stimmen zu unterscheiden und ihm vertrauensvoll folgen. Die Frage der Geistesleitung ist keine Frage der Technik, sondern eine Frage der Beziehung und des vertrauensvollen Umgangs mit Jesus und seinem Wort. Wie Eltern ihr Kind aus der Menge schreiender Kinder heraushören können, so können Christen lernen, auf die „Stimme“ des Heiligen Geistes zu hören.

Der Heilige Geist verherrlicht Jesus

Jesus macht seinen Jüngern deutlich, dass es die Aufgabe des Heiligen Geistes ist, ihn zu verherrlichen (Joh 16,14). Für die Gemeindearbeit ist das ein starkes Kriterium. Macht das, was wir zu prüfen haben, Jesus groß? Verherrlicht es den dreieinigen Gott? Hilft es uns, Gott die Ehre zu geben?

Der Heilige Geist schenkt Gaben

In 1. Korinther 12,10 erklärt Paulus, dass das prophetische Reden eine Gabe des Heiligen Geistes ist. Das bestätigt er nochmals in Kap. 14,29. Zur Gabenvielfalt des Geistes gehört auch die Gabe, die prophetische Rede zu prüfen. Wenn also ein Verkündiger im Gottesdienst vom Heiligen Geist geleitet wird, prophetisch zu reden, gibt er gleichsam einem anderen die Gabe, diese Rede zu prüfen.

Entscheiden – das Gute behalten

Die Jahreslosung ermutigt uns, nach dem Prüfen Entscheidungen zu treffen: „… behaltet das Gute!“ Wenn wir geprüft haben, können wir getrost loslassen bzw. verzichten. Was sich als „gut“ und „hilfreich“ bewährt, können wir einsetzen. Und sollten wir uns einmal irren und etwas „Gutes“ ausgesondert haben, dann gilt: Der Heilige Geist ist lebendig genug, uns das deutlich zu machen!

Praxishilfen
  1. Psalm: Singet dem Herrn ein neues Lied (Ps 96,1; Jes 42,10)
  2. Bilder von essbaren Pilzen und ihren giftigen Doppelgängern zeigen – oder eine YouTube-Video
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