Texterklärung
In den beiden vorherigen Kapiteln wurde der Beginn von Jesus‘ Wirken geschildert. In Matthäus 4,23 heißt es summarisch, dass Jesus lehrte, predigte und viele Kranke heilte. Dies führt nun Matthäus in den folgenden Kapiteln ausführlicher aus. In Matthäus 5-7 steht die berühmte Bergpredigt, in Matthäus 8-9 werden viele Wunder berichtet. Die Bergpredigt ist eine von fünf großen Redeblöcken, die das Matthäusevangelium gliedern.
Jesus als Lehrer
Dass Jesus als Lehrer gewirkt hat, bezeugt unabhängig von den Evangelien auch der jüdische Historiker Josephus. Wie die Tora-Lehrer zu jener Zeit, macht es auch Jesus. Er setzt sich, um zu lehren. Seine Schüler kommen ihm ganz nahe. Die Lehre erfolgt mündlich, nicht schriftlich.
Jesus vollzieht nun schwerpunktmäßig das, wozu ihn sein Vater auf die Erde gesandt hat: Jesus soll die Menschen lehren, damit sie Gottes Willen kennen und diesen im Alltag praktizieren. Faszinierend ist, wie einzigartig Jesus von Gott lehrt. Niemand damals konnte das auf diese persönliche Weise, denn nur er ist Gottes Sohn und kennt den Herzschlag des Vaters so genau.
Matthäus schildert uns Jesus als einen Lehrer, wie einst Mose einer war. Damit wird der heilsgeschichtliche Gesamtzusammenhang von Altem und Neuen Testament hergestellt. Anschaulich lehrt er in Gleichnissen und greift aktuelle Situationen auf, damit er von den Leuten verstanden wird. Jesus lehrt auch im Dialog mit interessierten Menschen wie auch mit seinen Gegnern. Doch damals wie heute wünschen sich die Menschen mehr den wundertätigen Jesus, der alle Krankheiten heilt und die Naturgesetze zum Wohle der Menschheit überwindet. Tatsächlich aber will Jesus als Lehrer gehört werden.
Jesus als Realist
In den neun sogenannten Seligpreisungen entfaltet Jesus ein realistisches Bild derer, die sich an Gott orientieren. Sie gehören nicht automatisch zu den Siegertypen dieser Welt. Sie werden benachteiligt, sie tun nicht das, was in der Gesellschaft für wichtig erachtet wird. Jesusnachfolge ist immer auch Leidensnachfolge. Der Applaus der Welt ist nicht für die Jesus-Leute bestimmt. Auch nicht aller Wohlstand und Erfolg, nicht alle Gesundheit. Das betont Jesus ganz klar und enttäuscht so manche, die von ihm begeistert sind. Das steht auch ganz gegen manche christliche Gemeinden und Kreise bei uns, die lehren, dass mit dem Glauben an Jesus alles im Leben einfacher wird. Dass Krankheit und Armut dann ein Ende nehmen. Jesus sagt genau das Gegenteil, er bleibt da vollkommen realistisch.
Genauso betont auch der Apostel Paulus immer wieder, dass die Christen nicht die Besonderen sind, sondern oft genau das Gegenteil: eher die Schwachen und Verachteten, die wenig Angesehenen. Und auch heute ist das die Realität. Wie oft werden die „Kirchspringer“ und „Stundenleute“ verächtlich gemacht. Wie schnell werden die Jesus-Leute nicht für voll genommen und milde belächelt. Teilweise werden sie auch angefeindet. Gar nicht zu reden von den vielen Christen, die weltweit um ihres Glaubens willen verfolgt und getötet werden. Das ist die Realität.
Jesus als Ermutiger
Doch all dem stellt Jesus mehrfach dieses „glückselig sind“ entgegen. Die Übersetzung der Lutherbibel mit „selig“ ist insofern etwas unglücklich, weil diese meistens auch das griechische Wort für „gerettet“ ebenfalls mit „selig“ übersetzt. Hier in der Bergpredigt steht aber das Wort „makarios“, das einen Zustand völliger Freude und Sorglosigkeit meint.
Warum diejenigen, denen es eigentlich in der Welt nicht gut geht, dennoch glückselig sind, erklärt Jesus mit einem jeweiligen Verweis auf die zukünftige Folge. Und was stellt Jesus nicht alles in Aussicht: das Himmelreich und das Erdreich besitzen, Trost, satt sein, Barmherzigkeit, Gott schauen, Kinder Gottes sein, reichlicher Lohn im Himmel! Wirklich eine erstrebenswerte Alternative zu all den Schwierigkeiten in der Jesusnachfolge. Doch dies ist keine billige Jenseitsvertröstung. Das ist echte Ermutigung in schweren Zeiten. Weil Gott nichts unmöglich ist. Schon jetzt sind wir reich Beschenkte und daher rundum glückliche Menschen, wenn wir bei Jesus sind und bleiben!
Fragen zum Gespräch
Einstieg mit Bild vom heutigen Berg der Seligpreisungen in Israel oder einem Bild von einem Künstler, der Jesus bei der Bergpredigt dargestellt hat (Jesus sollte sitzend gezeigt werden!).
• Wann ist ein Mensch rundum glücklich?
• Wonach sehne ich mich in meinem Leben?
• Was ist Jesus am wichtigsten für unser Leben?
Lieder: GL 373, FJ5 39 Die Seligpreisungen