Der Abschnitt Matthäus 7,15-29 thematisiert das Wesen und die Konsequenzen echten Glaubens. Jesus warnt vor falschen Propheten (V. 15-20), fordert eine konkrete Umsetzung seiner Worte (V. 21-23) und schließt die Bergpredigt mit dem Bild des klugen und törichten Hausbauers (V. 24-29). Leitbegriffe sind „Früchte“ (V. 16), die das innere Wesen sichtbar machen, und „tun“ (V. 21-24), das Glauben in gelebter Praxis fordert. Historisch ist die Warnung vor falschen Propheten relevant, da solche in der frühchristlichen Gemeinde oft Streit und Spaltung brachten.
Was macht ein Leben wirklich tragfähig?
Diese Frage stellt sich nicht nur in Krisenzeiten, sondern sie ist eine Herausforderung für jeden Menschen, der nach Sinn, Sicherheit und Orientierung sucht. In Matthäus 7,15-29 spricht Jesus über die grundlegenden Prinzipien eines Lebens, das auch in den „Stürmen“ standhält. Es geht um mehr als Theorie – es geht um gelebte Praxis.
Falsche Propheten und leere Versprechen
Der erste Teil des Textes (V. 15-20) warnt vor falschen Propheten, die sich als Schafe verkleiden, aber in Wahrheit reißende Wölfe sind. Dieses Bild ist kraftvoll und zeitlos und zeigt, dass Gefahren oft nicht offensichtlich sind. Die falschen Propheten repräsentieren nicht nur religiöse Führer, sondern allgemein Menschen oder Ideologien, die andere manipulieren und verführen. Sie tarnen sich hinter einer Fassade, die Vertrauen erweckt, doch ihre „Früchte“ – ihre langfristigen Ergebnisse und Auswirkungen – entlarven sie. Im heutigen Kontext könnten solche „Propheten“ Influencer sein oder Systeme, die kurzfristigen Gewinn über ethische Werte stellen. Jesu Worte erinnern uns daran, kritisch zu bleiben und nicht alles zu akzeptieren, was schön klingt oder glänzend wirkt. Die Unterscheidung zwischen „guten“ und „schlechten Früchten“ verlangt Wachsamkeit, geistige Reife und ein tiefes Vertrauen in Gott.
Der Ruf zur gelebten Nachfolge
Im zweiten Abschnitt (V. 21-23) wird die Herausforderung noch größer. Jesus macht deutlich, dass es nicht ausreicht, ihn mit Worten zu ehren. Entscheidend ist, Gottes Willen zu tun. Dieses Tun ist kein blinder Aktionismus, sondern Ausdruck eines lebendigen Glaubens. Jesus warnt vor einer oberflächlichen Religiosität, die beeindruckend erscheint, aber im Kern leer ist. Auch heute sind wir oft geneigt, uns mit dem Äußeren zufrieden zu geben: regelmäßiger Gottesdienstbesuch, Spenden oder gute Vorsätze. Doch der Text fordert eine tiefere Auseinandersetzung: Lebe ich wirklich in Übereinstimmung mit Gottes Willen? Diese Frage kann unbequem sein, denn sie fordert konkrete Konsequenzen. Sie ruft dazu auf, Liebe aktiv zu leben – sei es in kleinen Gesten der Hilfe, im Engagement für Gerechtigkeit oder im Verzicht auf egoistisches Verhalten. Besonders eindrücklich ist die Warnung Jesu vor Selbsttäuschung: Glaube ist keine Fassade, sondern eine innige Beziehung zu Gott, die sich im Alltag bewähren muss.
Ein Bau, der Stürmen trotzt
Das Bild vom Hausbau (V. 24-27) ist vielleicht eines der bekanntesten Gleichnisse Jesu. Zwei Menschen bauen ein Haus – doch die Stabilität ihres Werkes hängt vom Fundament ab. Der „kluge“ Baumeister wählt den Fels, ein Symbol für Standhaftigkeit und Vertrauen in Gott. Der „törichte“ Baumeister hingegen baut auf Sand, der keinen Halt bietet.
In unserer heutigen Welt, in der vieles schnelllebig und vergänglich ist, neigen wir dazu, unser Leben auf unsicheren Grundlagen aufzubauen: Karriere, finanzielle Sicherheit, Anerkennung oder äußere Erfolge. Doch was passiert, wenn der „Sturm“ kommt – sei es in Form von persönlichen Krisen, globalen Herausforderungen oder inneren Zweifeln? Nur ein Fundament, das in Gottes Wort und Willen gegründet ist, bleibt bestehen. Der Text lädt dazu ein, innezuhalten und ehrlich zu reflektieren: Worauf baue ich mein Leben? Welche Werte leiten mich? Und wie sieht mein Vertrauen in Gott aus? Der „Sturm“ ist kein Wenn, sondern ein Wann – Herausforderungen gehören zum Leben. Doch Jesus verspricht, dass wir nicht untergehen, wenn unser Fundament stark ist.
Eine Einladung zum Neubeginn
Am Ende der Bergpredigt steht die Einladung, das Gehörte in die Tat umzusetzen. Dieser Text ist nicht nur eine Warnung, sondern vor allem eine Chance: Jeder von uns kann neu anfangen, sein Fundament zu überprüfen und zu festigen. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Authentizität und Wachstum. Jesu Worte tragen – wenn wir bereit sind, ihnen zu vertrauen und ihnen zu folgen.
Fragen zum Gespräch:
- 1. Was bedeutet es für uns heute, „an den Früchten“ zu erkennen?
- 2. Wie können wir unseren Glauben im Alltag praktisch umsetzen?
- 3. Was sind für uns „Felsen“ und was „Sand“ in unserem Leben?
- 4. Welche Konsequenzen ergeben sich aus Jesu Aufforderung, nicht nur Hörer, sondern auch Täter zu sein?
Lieder: GL 441, FJ6 25 Der Retter, der befreit