10/2025-11/2025

Nachdenken über Gottes Wort führt zur Umkehr

Daniel 9,1-19

Mitte November feiern wir den Buß- und Bettag. Das Wort „Buße“ hat für viele Menschen einen negativen Klang. Dabei ist es wohltuend, Fehler einzugestehen und neu anfangen zu können. Denn Gottes Antwort auf Buße ist Vergebung. Das können wir bei Daniel lernen. Daniels Nachdenken über die biblische Prophetie führt ihn zum Sündenbekenntnis und der Bitte um Gottes barmherziges Eingreifen. Wo wir heute Gottes Wege verstehen wollen, müssen wir bereit sein, persönliche und kollektive Schuld vor Gott zu bekennen und ihn um sein Erbarmen zu bitten.  

Wie geht’s weiter

Das 9. Kapitel des Danielbuchs nimmt uns mit hinein in die Zeit des Perserkönigs Darius I. (521-486 v. Chr.), der auch über das babylonische Reich und die Provinz Juda regierte. Der Tempel ist zwar wieder im Aufbau begriffen (538-515 v. Chr.), doch die Stadt Jerusalem ist seit Jahrzehnten (586 v. Chr.) zerstört. Wie soll es weitergehen?

Beten

Daniel pflegt eine ausgeprägte Gebetspraxis: Er wendet sich an Gott, bittet, fleht und fastet (vgl. V. 3). So kennen wir ihn bereits aus dem ersten Teil des Danielbuchs (Kapitel 1-6): Betend kann Daniel Nebukadnezars Traum von den vier Weltreichen deuten (Kapitel 2). Trotz Verbot bleibt Daniel bei seiner täglichen Gebetspraxis und wird vor den Löwen gerettet (Kapitel 6).

Im vorliegenden Abschnitt bittet Daniel darum, die Prophetie Jeremias zu verstehen. Das Nachdenken darüber führt ihn zur Bitte um Vergebung für sein Volk. Diese mündet ein in die Bitte um neue Zuwendung Gottes zu seinem Volk, seinem Land und Jerusalem. Daniel ist uns Vorbild fürs Gebet!

Die Heilige Schrift ernst nehmen

Für Daniel hat Gottes Wort Autorität (V. 2, 10, 13). Obwohl er selbst Prophet ist, ringt er um das Verständnis dessen, was Gott durch den Propheten Jeremia angekündigt hat: Das Geheimnis der siebzig Jahre (Jer 25,11-12; 29,10). Gott selbst in Gestalt des Engel Gabriel erklärt ihm dieses Geheimnis (V. 20-27). Die Zerstörung Jerusalems und des Tempels sowie die Zerstreuung Israels sieht er als Folge dessen, was Mose angekündigt hat (vgl. 5Mo 28,15-68). Wo wir Gott nicht verstehen, dürfen wir um seine Deutung bitten. Wenn wir heute die Bibel ernst nehmen, hilft uns Gott, sein Wort zu verstehen, Schuld zu bekennen und neu Gottes Segen zu erleben.

Um Vergebung und Gottes Eingreifen bitten

Ausführlich bekennt Daniel vor Gott die Schuld seines Volkes (V. 5-19). Unterschiedliche Seiten des Ungehorsams benennt er: Sünde, Unrecht, Scham, Abtrünnigkeit, Ungehorsam, Übertretung und Missetat. Keinen nimmt er aus, sondern schließt Könige, Fürsten, Väter und das ganze Volk ein. Auch wenn ihn keine persönliche Schuld trifft, stellt er sich in die Reihe der Sünder: „Wir haben gesündigt.“ (z. B. V. 5, 8, 11, 16) Auf dieser Grundlage bittet Daniel eindringlich um Gottes Eingreifen, sodass ein Neuanfang möglich wird (V. 15-19)  

Sind wir sind bereit, uns in die Bitte um Vergebung einzureihen? Ein Beispiel: Nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Herrschaft war es die sogenannte Stuttgarter Schulderklärung im Oktober 1945, die bekannte: „Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.“ Zu den Unterzeichnern gehörten gerade die, die mutig bekannt, treu gebetet, fröhlich geglaubt und brennend geliebt haben! Doch dieses Schuldbekenntnis ermöglichte einen Neuanfang.

Gottes Größe, Nähe und Barmherzigkeit bekennen

Ganz unterschiedliche Seiten Gottes benennt Daniel in diesem Gebet: Gott ist groß und furchterregend, aber auch treu und gnädig (V.4b). Er ist gerecht, barmherzig und bereit zur Vergebung (V. 9). Aber er mutet den Seinen auch Unheil als Folge ihres Ungehorsams zu (V.13.14). Er ist der Gott, der sein Volk einst aus der Gefangenschaft in Ägypten geführt hat (V.15). Jerusalem und Israel gehören ihm (V.19). Demgegenüber tritt der Ungehorsam des Volkes in starken Kontrast. Deshalb ist es allein Gottes große Barmherzigkeit, die Vergebung und einen Neuanfang ermöglicht (V. 18).

Praxishilfen

  • Was bedeutet uns der Buß- und Bettag?
  • Welche Impulse gibt uns die Gebetspraxis eines Daniels?
  • Wie gehen wir mit Bibelstellen um, die wir nicht verstehen?
  • Inwieweit zeigen wir auf die Fehler und Versäumnisse anderer, statt uns in die Bitte um Vergebung einzureihen?

Lieder: GL 180, GL 297, GL 325, GL 338, FJ3 173 Erbarme dich, Kyrie

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