Johannes 1,29-34
Texterklärung
Johannes der Täufer steht in seinem Wirken an der Schwelle zwischen dem Alten und dem Neuen Testament und weist auf Jesus hin. In diesen Versen finden wir einen dichten theologischen Steckbrief von Jesus. Johannes weist damit auf das göttliche Wesen Jesu und sein heilbringendes Wirken hin. In der bildenden Kunst wird Johannes der Täufer oft so dargestellt, dass er auf Jesus zeigt. So ist auch dieser Text ein Fingerzeig auf Jesus, eine Einladung, die Wesensmerkmale Jesu neu zu betrachten, zu erkennen, zu glauben.
Johannes der Täufer
Er rief die Menschen auf, Buße zu tun und ihr Leben an Gottes Geboten auszurichten.Er predigte und taufte im Jordan. Dies geschah im Kontext des jüdischen, alttestamentlichen Glaubens. Dazu gehörte, dass Opfer gebracht wurden und Reinigungsrituale vollzogen wurden, um die Sündhaftigkeit symbolhaft abzuwaschen. So ist die Taufe des Johannes – die Taufe mit Wasser – als reinigendes Untertauchen zu verstehen. Neben dieser praktischen Ausübung des Glaubens stand das Hoffen und Warten auf den Messias und das Fragen, wer er wohl ist? Und wann er wohl käme?
Im Text merken wir, dass auch Johannes viele Fragen umgetrieben haben und er manche Verheißungen, die er von Gott empfangen hatte, nicht richtig einordnen konnte (s. V. 31). Doch als dann Jesus zu ihm kam, erkannte er plötzlich die Zusammenhänge.
Das Lamm Gottes
Von Johannes ist es gleichsam eine prophetische Aussage, dass er Jesus als das Lamm Gottes erkennt, das die Sünde der Welt wegnimmt (V. 29). Ein Bild, das schon der Prophet Jesaja beschreibt (Jes 53,7). Uns erschließt sich dieser Zusammenhang im Rückblick, weil wir von Jesu Leiden, Sterben und Auferstehen wissen. Denn darin wird Jesus zu diesem Lamm. Deswegen brauchen wir heute keine Opfer mehr zu bringen, weil Jesus das schon stellvertretend für uns alle getan hat (s. Lk 22,19). Wir dürfen es im Glauben annehmen.
Der immer schon war
Jesus war schon vorher, bevor Johannes war, obwohl er erst nach ihm kam. Wie in einem Wortspiel nimmt V. 30 Bezug auf die ewige Existenz Jesu. Auch im Prolog des Johannesevangeliums lesen wir, dass Jesus schon vorher war, bevor überhaupt etwas anderes geschaffen wurde – also ewig und damit göttlich (Joh 1,1-3).
Vater, Sohn und Heiliger Geist
Wie ist das zu verstehen, dass Johannes den Heiligen Geist wie eine Taube auf Jesus herabkommen sieht? Alle vier Evangelien des Neuen Testamentes berichten das (Mt 3,16; Mk 1,10f. Lk 3,22, Joh 1,33). Bei Matthäus, Markus und Lukas wird dies noch mit der Stimme vom Himmel ergänzt, die sagt: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Freude!“ (s. Mt 3,17; Mk 1,11; Lk 3,22). Es ist naheliegend, dass damit die Stimme Gottes gemeint ist. Und so wird dieser Moment zu einer Offenbarung der Dreieinigkeit: Jesus, der schon immer war und nun Mensch geworden am Jordan steht, die Stimme des Vaters, der sich damit zu Jesus als seinem Sohn bekennt, und der Heilige Geist, der sich in Form einer Taube auf Jesus niedersetzt. Damit bekennen sich Gott Vater und der Heilige Geist zu Jesus, sie bezeugen ihre Einheit in der Dreieinigkeit.
Der mit dem Heiligen Geist tauft
Auch davon, dass Jesus mit dem Heiligen Geist taufen wird, sprechen alle vier Evangelien (Mt 3,11; Mk 1,8; Lk 3,16; Joh 1,33). Einen Hinweis, was damit gemeint ist, finden wir in Apg11,15-16. Dort erinnert sich Petrus an das Geschehen beim Pfingstfest. Mit der Taufe des Heiligen Geistes ist also die Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingstfest gemeint. Damit erfüllt sich die Verheißung der Taufe mit dem Heiligen Geist ebenso wie das Versprechen Jesu an seine Jünger, dass sie mit dem Heiligen Geist getauft werden und dessen Kraft empfangen werden (Apg 1,5+8).
Der Sohn Gottes
Und so mündet die Beschreibung Jesu in den Schlusssatz des Abschnitts: Ich habe es gesehen und kann bezeugen: Er ist der Sohn Gottes (Joh 1,34).
Fragen (und Anregungen) zum Gespräch:
• Johannes weist auf Jesus hin, gleichzeitig treiben ihn Fragen um. Erkennen wir uns darin wieder? Wer kennt diese Spannung?
• Welches Geschenk und welche Herausforderung liegen darin, dass Jesus für uns das Lamm geworden ist bzw. dass er bereits unsere Schuld auf sich genommen hat?
Lieder: GL 12, 187, 278, 274, FJ Best of 85, 131, FJ5 145 Du bist Christus
