Zieh an!
Sind die vergänglichen Wege und Klamotten der Selbstverwirklichung erst einmal abgelegt (Kol 3,1-11), geht es jetzt darum, aus der königlichen Kleiderkammer den royalen Style anzulegen. Neben der neuen Kollektion (V. 12-14), die in allem auf Gemeinschaft ausgerichtet ist, betont Paulus, was diesen anziehenden Lebensstil der Christen lebendig hält (V. 15-17).
Königlicher Stoff der Nachfolge (V. 12-14)
Menschen, die sich in die lernende Nachfolge ihres Herrn Jesus Christus rufen lassen, sind auserwählt, geheiligt und von Gott geliebt. Dieser Machtwechsel macht sie ganz neu. Paulus führt acht Kleidungsstücke an, die zum neuen königlichen Stand passen:
Herzliches Erbarmen – beim armen Herz(ig)en sein – ist dem anderen und seiner Not voll zugewandt, weil es im Innersten von dessen Situation getroffen ist. Freundlichkeit meint Aktivität, die dem anderen angenehm und ganz praktisch hilfreich ist. Aus dem innersten Gefühl des Erbarmens wird hier liebevolle, hilfreiche Tat. Demut hat die Bedürfnisse des anderen im Blick. Diese Perspektive entwickelt den Mut, sich hinten anzustellen und dem anderen den Vorrang zu geben und ihm zu dienen. Sanftmut beschreibt die Art und Weise, in der dieser Umgang mit anderen geschieht. Gerade auch in kollidierenden Situationen bleibt der Mut, mild, freundlich und zugewandt zu reagieren, um Lösungen anzugehen. Geduld beschreibt die große Lebenskraft und Leidenschaft, die der Nachfolger Jesu in seine Mitmenschen investiert. Mit Geist und Verstand bleibt er ausdauernd in der tätigen Freundlichkeit.
Noch konkreter wird dies beim Ertragen. Die griechische Wurzel, die Paulus hier verwendet, legt bei aller Mühsal den Akzent aufs Dranbleiben, ja, Kleben. Trotz aller Widerfahrnis bleibt die Beziehungstreue in der Gemeinschaft erhalten. Damit diese Haltung nicht kippt, ist Vergebung unerlässlich. Sie wird nicht nur gewährt, wenn sie vom anderen verdient oder erbeten wurde, sondern erlässt Schuld als freies Geschenk.
Zusammengehalten wird diese Kleidung durch das Band der Liebe. Agape meint die immer wieder neu willentlich getroffene Entscheidung: Ich will dir Gutes tun! Der Wille zum Guten für den anderen hält alles am richtigen Platz.
Keines dieser Kleidungsstücke deckt ein individuelles Christsein, das sich selbstgefällig aus der Gemeinschaft des Leibes Christi herauslöst. So bekleidet sorgt ein Glied im Leib für das andere und bildet so in jedem Detail das Wesen des Königs Jesus ab.
Was den neuen Jesuslook so anziehend macht (V. 15-17)
Für die Frömmigkeit aus eigener Kraft und die selbsterwählte Spiritualität ist diese königliche Robe untragbar. Damit sie lebendig und attraktiv bleibt, muss sie vom König selbst motiviert und durchwoben bleiben. Paulus zeigt in drei Dimensionen, wie das konkret aussieht:
Der Friede Christi ist Schiedsrichter und Regent (V. 15). Frieden meint im Hebräischen die überfließende Fülle all dessen, was wir zum Leben brauchen. Die Fülle von oben ist die Entscheidungshilfe in der Nachfolge. Nur in Verbindung mit Christus ist Kraft, Zeit und Aktivität, aber auch Ruhe und Abstand in einer ausbalancierten Fülle vorhanden. Christus selbst sorgt heilsam für seine Glieder und rüstet sie zum Dienst aneinander und an der Welt aus.
Das Wort Christi ist im Miteinander zu Hause (V. 16). Ihm immer wieder Raum und Zeit zu geben, ist tägliche Gabe und Aufgabe aller Glieder der christlichen Gemeinschaft. Damit wird sie sich selbst zum tröstenden Lehrer und Mahner, der vornehmlich an den Verstand und das neue Denken in Christus appelliert. In der Resonanz des Wortes erhebt sich der Lobpreis dankbar zu Gott. Das vertikale Danken fließt aus dem horizontalen Denken.
Der Name des Herrn ist der Lebensraum, der die Fülle des Friedens und die Freude aus dem Wort Christi für die Gemeinde schützt (V. 17). Allein im Namen dessen, der alle Macht hat, liegt Autorität, Kraft und Weisheit für den Bau des neuen Reiches in Gedanken, Wort und Tat. Dieser Name, der am Königsthron auf Golgatha endgültige Rettung verkündigt, bewirkt den Dank, der die Gemeinde erfüllt.
Fragen zum Gespräch
- Wo hat der König, Jesus Christus, mich angesprochen?
- Wo habe ich „Wie Jesus mir, so ich dir!“ schon erlebt?
- Welches königliche Kleidungsstück gefällt mir besonders? Welches will noch nicht so richtig passen?
- Wie kann meine Ortsgemeinde konkret anziehend wirken?
Lieder: GL 366, FJ1 213 Dienet einander, FJ1 131 Seid fröhlich in der Hoffnung, FJ4 144 Für den König, FJ6 150 Nur durch Christus in mir