Texterklärung
Die Philister hatten die Bundeslade im Kampf gegen Israel erbeutet, aber sie brachte ihnen nur Unheil (1Sam 5). Deswegen schickten sie sie nach Bet-Schemesch in Israel zurück. Auch hier starben Menschen angesichts der Heiligkeit Gottes. Das löste Trauer und Erschrecken aus. Man bat die Bewohner von Kirjat-Jearim, die Lade zu sich zu holen (1Sam 6,1-21). Dort machten sie Eleaser zum Hüter der Bundeslade (1Sam 7,1). Erst viel später würde David sie von dort nach Jerusalem holen (2Sam 6,1-23).
Noch zwanzig lange Jahre dauerte es, bis das Volk wieder zu Gott umkehren wollte (1Sam 7,2), wohl auch deshalb, weil sie auf seine Hilfe gegen die Philister hofften (1Sam 7,3). Auf Samuels Predigt hin erneuerten sie ihre Gottesbeziehung mit Buße und einer Trennung von den Götzen (1Sam 7,3-6). Bei einer erneuten Bedrohung durch die Philister erlebten sie Gottes Eingreifen (1Sam 7,7-11) und stellten als Erinnerung an Gottes Hilfe einen Gedenkstein auf (1Sam 7,12). Die Philister wurden zurückgedrängt (1Sam 7,13-14) und Samuel diente dem Volk in verschiedenen Städten als Richter (1Sam 7,15-17).
Konsequente Umkehr (1Sam 7,2-6)
Lange Zeit stand die Bundeslade in Kirjat-Jearim und wurde vom Volk nicht groß beachtet. Das Volk verehrte andere Götzen und suchte nicht ernsthaft eine Begegnung mit dem Heiligen Gott. Dann – nach 20 Jahren – ein geistlicher Aufbruch. Wir wissen nicht einmal genau, wodurch er ausgelöst wurde. War es der außenpolitische Druck, die erneute Bedrohung durch die Philister? War es eine Frucht des Wirkens von Samuel? Jedenfalls geschieht es jetzt. Das Volk will umkehren und tut dies mit aller Konsequenz. Dazu sortieren sie ihr Leben und misten alles aus, was nicht zu Gott passt. Sie trennen sich von falschen Sicherheiten und von Götzen und entscheiden sich neu, ihr Vertrauen allein auf Gott zu setzen (1Sam 7,4). Außerdem sind sie bereit, auch zwischenmenschlich zu klären, was sich zwischen ihnen angestaut hat (1Sam 7,6). Begleitet wird ihre Umkehr von der treuen Fürbitte des Richters Samuel.
Geistlicher Kampf (1Sam 7,7-11)
Wenn Menschen umkehren und ganze Sache mit Gott machen, schläft der Feind Gottes nicht, sondern holt zum Schlag aus. Noch während der Gebetsversammlung in Mizpa rücken die Philister aus, um gegen Israel zu kämpfen. Das Volk hat dazugelernt: statt als erstes nach den Waffen zu greifen, bitten sie Samuel um sein Gebet. Samuel dient ihnen priesterlich und bringt ein Brandopfer als Zeichen ihrer Hingabe an Gott. Das Kämpfen bleibt ihnen zwar nicht ganz erspart, aber die eigentliche Schlacht führt Gott selbst, indem er durch die Naturgewalten deutlich macht, wer hier „Herr im Haus“ ist. Die Philister fliehen, das Volk Israel setzt ihnen nach, und in den nächsten Jahren haben sie Ruhe vor ihren Feinden.
Gott ist Hilfe (1Sam 7,12-17)
Samuel will, dass das Volk hinter diese Lernerfahrung nicht mehr zurückweicht. Daher stellt er ihnen einen Gedenkstein auf. Eben Eser: Stein der Hilfe. „Bis hierher hat der Herr uns geholfen.“ (1Sam 7,12) Bis hierher heißt – bis zum heutigen Tag. Das Volk hat erlebt, dass Umkehr reinigt, dass Gott ihr Vertrauen verdient und Hilfe ist. Auf diese Erfahrung können sie aufbauen, von hieraus sollen sie weitergehen und nicht hinter diese Erkenntnis zurückfallen. Bis hierher heißt auch – die Zukunft will gestaltet werden. Es gibt keinen Automatismus, dass alles gut weitergeht. Das Volk bleibt auch in Zukunft für seine Entscheidungen verantwortlich.
Das Volk erlebte Gottes Hilfe auch in den folgenden Jahren auf unterschiedliche Weise: Sie bekamen verlorene Städte zurück, Samuel lehrte sie und betete für sie, er besuchte sie in ihren Städten und half ihnen in Rechtsfragen. Mit dem Altar, den er baute, erinnerte er sie daran: Gott allein wollen wir ehren, ihm allein wollen wir vertrauen. Er ist unsere Hilfe.
Praxishilfen
Tiefer graben
- Hebräer 12,1-3 macht ebenfalls Mut, dass wir „ausmisten“, was uns in unserem Glaubenslauf behindert. Was hilft uns laut dieses Textes sonst noch?
- Das Symbolbild von Wasser, das auf die Erde ausgegossen wird, finden wir auch in 2Sam 14,14. Ausgeschüttetes Wasser kann nicht wieder aufgesammelt werden; genauso müsste unsere Schuld unseren Tod zur Folge haben, wenn Gott nicht gnädig wäre. Im Aramäischen steht hier: „Sie schütteten ihre Herzen in Buße vor dem Herrn aus“ (vgl. auch Psalm 22,15).
- Fasten als Verzicht auf Essen und Trinken wurde praktiziert als Zeichen der Buße, in Zeiten der Trauer oder um sich ganz auf das Gebet zu konzentrieren. Es dauerte in der Regel einen Tag. In Jesaja 58 macht Gott seinem Volk deutlich, dass Fasten als äußere Form vor ihm keinen Wert hat, wenn nicht ein verändertes Verhalten daraus resultiert.
Fragen zur Anwendung:
- In welchen Situationen fange ich an, nach Gott zu rufen?
- Buße und Umkehr – Gottesbeziehung erneuern. Welche Schritte sind für mich dran, neu zu denken, neu zu reden, neu zu handeln und mich von Verhaltensweisen und Dingen zu trennen, die in meinem Leben in Konkurrenz zu Gott treten?
- „Und wenn ich kämpf, dann auf meinen Knien – der Sieg gehört dir allein“, so singt Urban Life Worship. Was heißt das in meinen Herausforderungen, denen ich gegenüberstehe?
- Welche Hilfe Gottes habe ich in meinem Leben schon erfahren?
- Wo ist mein „Eben Ezer“ – mein Gedenkstein, meine Erkenntnis, mein Erlebnis mit Gott, das ich mir von nichts und niemand mehr rauben lasse?
Lieder: GL 686, FJ6 Der Sieg gehört dir allein (https://www.youtube.com/watch?v=WOBvZ5h0cFI)