06/2025-07/2025

Eine folgenschwere Begegnung (Samuel 9,1-27)

Historische Informationen

Samuel gilt als der letzte Richter in Israel. Er hat zwar im Alter noch seine Söhne als Richter über Israel eingesetzt, doch da sie ihr Amt nicht redlich geführt haben, hat das Volk sie nicht anerkannt und von Samuel einen König gefordert (1Sam 8,1-5). Die Richter waren die Führer Israels von der Landnahme bis zur Königszeit (ca. von 1380-1030 v. Chr.). Samuel reiste durch das Land und sprach Recht, zugleich war er auch oberster Priester und Prophet. „Setze nun einen König über uns, der uns richte, wie ihn alle Heiden haben“ (1Sam 8,5), so lautet die Forderung des Volkes.

Saul kommt aus gutem Hause

Wenn Sauls Vater Eselinnen entlaufen sind, dann muss man wissen, dass Esel damals ein wertvolles Gut waren. Sie waren Last- und Reittiere, wichtige Hilfen in der Landwirtschaft und wohl auch Statussymbole. Der einfache Hirte und das kleine Bäuerlein hatten keinen Esel und schon gar nicht mehrere. Zudem soll Saul einen der Knechte mitnehmen, was bedeutet, die Familie hatte auch mehrere Knechte und gehörte somit offensichtlich zu den Reichen.

Saul hört auf den Rat seines Knechts

Entlaufene Esel zu finden, wenn man nicht weiß, wohin sie gelaufen sind, ist schwierig. So verwundert es nicht, dass die beiden Männer vergeblich gesucht haben. Saul will aufgeben bzw. nicht riskieren, dass sich sein Vater um Sohn und Knecht noch mehr Sorgen macht als um die Esel, womit er auch Recht hat (1Sam 10,2). Der Knecht ist hartnäckiger nach dem Motto: „Aufgeber gewinnen nie – Gewinner geben nie auf!“ Der Knecht weiß um den Seher und schlägt Saul vor, diesen noch um Rat zu fragen. Saul ist demütig genug, auf den Rat seines Knechts zu hören.

Gott schenkt oft viel mehr und ganz anderes, als wir erwarten

Saul meint wohl, man müsse einen Mann Gottes bezahlen. Doch dann wird er von Gott reich beschenkt. Wie reich wurden wir von Gott schon beschenkt? Und können wir es akzeptieren, dass wir Gottes Geschenke nicht vergelten können, dass wir sie uns nur schenken lassen können? Bei Samuel angekommen, ist der Viertel-Silberschekel offensichtlich schnell vergessen. Sie werden zum Essen eingeladen und auch noch zum Übernachten genötigt. Gott schenkt oft viel mehr und ganz anderes, als wir erwarten.

Wie spricht Gott mit Samuel?

Wir erfahren, dass Gott am Vortag Samuel das Ohr aufgetan hat, doch wie genau, bleibt ungesagt. Als Saul bei Samuel ankommt, tut der Herr Samuel kund, dass dies der Mann ist, von dem er ihm bereits gestern gesagt hat, dass er ihn zum König salben solle. Auch hier wird nicht näher beschrieben, wie Gott es kundtut. Hat Gott uns auch schon das Ohr aufgetan und uns etwas kundgetan? Wie war das bei uns, wie war es wohl bei anderen? „Dass Gott zu uns spricht, ist ein Thema, aber es gibt kein Schema!“

Wer wird von Gott auserwählt?

Saul und Samuel kennen sich noch nicht, was mich verwundert. Saul kennt den berühmten Mann Gottes (1Sam 9,6) nicht und hat wohl auch nicht einmal gewusst, dass es in dieser Gegend – unweit seiner Heimat – diesen Seher gibt. Auch sein Vater hat ihn mit dem Knecht zusammen nicht zum Seher geschickt, um ihn nach den Eselinnen zu fragen. Der Knecht weiß um den Seher, und Saul meint wohl, dass man einen Mann Gottes für seine Auskunft bezahlen muss. Wenn Saul und seine Familie den Richter Samuel nicht kennen, dann haben sie wohl keine juristischen Streitereien gehabt. Und wenn sie den Priester und Prophet Samuel nicht kennen, dann gehörten sie wohl zu den Kirchenbank-Schonern. Doch trotzdem – oder gerade deshalb – hat Gott diesen Saul zum König über Israel auserwählt! Im nächsten Kapitel lesen wir, dass Gott seinen Auserwählten nach der Erwählung und Salbung dann noch in einen anderen Menschen umwandelt (1Sam 10,6.9). Schon vor dieser Umwandlung fällt Sauls Bescheidenheit auf: Als Samuel in Vers 20 erwähnt, was alles auf Saul wartet, verweist dieser darauf, dass er aus dem kleinsten Stamm und vom geringsten Geschlecht Israels komme.

Fragen zum Gespräch

Anregungen zur Gestaltung eines Bibelgespräches

  • Auf wessen Rat hören wir und auf wessen Rat hören wir nicht? Warum?
  • Wo hat Gott mir mehr und anderes geschenkt, als was ich erwartet habe?
  • Durch die Bibel sagt Gott allen Menschen dasselbe. Spricht er darüber hinaus mit uns auch persönlich und individuell und wenn ja, wie?
  • Ich stelle mir vor, jemand aus der Gemeinde kommt auf mich zu und sagt:
    „Gott hat mir gestern gesagt, dass du in die Mission gehen sollst – und ich soll es dir heute sagen!“ Was würde ich antworten und wie schnell würde
    ausreisen?


Lieder: EG 452, 1, GL 475, FJ 5 247 Getrost

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