Texterklärung
Von einer Zeitenwende war in den letzten Jahren bei uns viel die Rede. Auch in unserem Text geht es um eine Zeitenwende, eine Zeitenwende in der Geschichte Israels, um den Übergang von der Richterzeit in die Königszeit. Samuel erklärt seinen Rücktritt vom Richteramt, seiner politischen Aufgabe, denn er hat ja bereits Saul zum König gesalbt. (1Sam 10,1). Er behält allerdings seine geistliche Aufgabe als Prophet, Fürbitter und Seelsorger und bleibt so Gott gehorsam (1Sam 12,23). In seiner Abschiedspredigt schaut er zurück. Er zieht Bilanz für seine Amtszeit (V. 3-5) und erinnert an Gottes Handeln in der Geschichte Israels (V. 6-11). Dann folgt der Ausblick auf die Zukunft mit der Mahnung (V. 12-15), dem Aufweis der Schuld des Volkes (V. 16-19) und dem seelsorgerlichen Zuspruch (V. 20-25).
Die Bilanz (V. 3-5)
Samuel gibt Rechenschaft über sein Richteramt, das er von Jugend auf für sein Volk ausgeübt hat. Er hat weder Unrecht getan, noch seinem Volk irgendetwas genommen. Beim König, den er nach dem Willen des Volkes und mit Gottes Zustimmung eingesetzt hat, wird es anders sein. Der König hat das Recht zu nehmen (1Sam 8,11-17). Gott und der gesalbte König Saul werden als Zeugen für die untadelige Amtsführung angerufen und das Volk erteilt Samuel Entlastung. Samuel geht es dabei wohl nicht um die eigene Ehre, sondern darum, dass seine Herrschaft Gottes Willen entsprochen hat. Da wurde noch ernst genommen, dass Gott selbst Israels König ist (V. 12).
Der Rückblick auf die Geschichte Israels (V. 6-11)
Von der Zeit der Gefangenschaft in Ägypten an bis in die Richterzeit hat das Volk in der Not um Hilfe geschrien. Gott hat gehört und Retter geschickt, Mose und Aaron und verschiedene Richtergestalten (V. 11):
• Jerubbaal ist der Richter Gideon (Ri 6,32)
• Anstatt Barak (Ri 4,6) steht in der Basisbibel der wohl ursprüngliche Name Bedan. Er kommt im Richterbuch nicht vor.
• Jeftah (Ri 11,1-12,7)
• Samuel als Richter (1Sam 7,6.15): Weil das Volk aber Gott immer wieder vergessen und den Götzen gedient hat, hat Gott sie in die Hände ihrer Feinde gegeben: Sisera (Ri 4,2ff.), den König von Moab
(Ri 3,12) und die Philister (Ri 10,7; 13,1). Wenn das Volk seinen Irrweg erkannt hat, hat Gott wieder geholfen und sie sicher wohnen lassen.
Die Mahnung (V. 12-15)
Jetzt, nachdem das Volk einen König bekommen hat, sind das Volk und sein König in die Entscheidung gestellt. Wenn sie Gott vertrauen und ihm gehorchen, wird er ihre Lebensmöglichkeiten erhalten. Wenn Israel sich versündigt, wird es Gottes Gericht erfahren. Jesus stellt uns vor eine entsprechende Entscheidung: Wer an ihn glaubt, hat das ewige Leben, wer nicht gehorsam ist, hat das Leben nicht (Joh 3,36).
Die Erkenntnis der Schuld (V. 16-19)
Samuel erbittet von Gott ein Zeichen, damit das Volk erkennt, dass es sich versündigt hat, als es einen König erbeten hat. Gott gewährt dieses Zeichen, ein Naturwunder, denn Gewitter und Regen gibt es in der Zeit der Weizenernte zwischen Mai und Juli in Israel nicht. Das Volk gerät angesichts des Wunders in Furcht und Schrecken und erkennt seine Schuld. Samuel soll für das Volk bitten, dass Gott nicht Gericht hält und sie am Leben lässt.
Der Zuspruch (V. 20-25)
Wo Erkenntnis der Sünde ist, da wird Vergebung möglich, da erfahren wir Gottes Gnade. „Fürchtet euch nicht!“, sagt Samuel. Gott ist treu. Er hat euch zu seinem Volk gemacht. Dafür steht er mit seinem Namen. Ihr werdet seine Güte erfahren, wenn auch ihr und euer König Gott die Treue haltet. Wenn ihr seinen Willen missachtet, werdet ihr verloren sein. Im Glauben an Jesus ist es nicht anders. Nur wenn wir bei Jesus bleiben, werden wir seine Liebe und Führung erleben und ewiges Leben haben.
Fragen zum Gespräch
- Wenn eine leitende Persönlichkeit in den Ruhestand verabschiedet wird, was wird sie in ihrer Abschiedsrede ihren Mitarbeitenden und Freunden sagen?
- Was sind die Kernpunkte in der Abschiedsrede Samuels? Wir vergleichen dazu die Abschiedsrede des Apostels Paulus vor den Ältesten der Gemeinde in Ephesus (Apg 20,17-35).
- Was müssen wir beherzigen, dass wir im Glauben bewahrt bleiben und das Leben gewinnen?
Lieder: GL 528, FJ5 226 Ich bin bei dir