Texterklärung
Der Priester und Prophet Samuel war der letzte Richter über Israel, bevor das Land zu einem Königreich wurde. In 1. Samuel 8 wird der Übergang dazu beschrieben. Israels Forderung nach einem König erwuchs aus dem zunehmenden moralischen und religiösen Chaos der Richterzeit (Ri 2,6ff.). Mit dieser Forderung lehnten sie aber den König ab, den sie bereits hatten, nämlich Gott (V. 7).
Samuel ernennt seine Söhne zu Richtern
Samuel setzte seine Söhne Joel (der Herr ist Gott) und Abija (der Herr ist Vater) als Richter ein. Dies geschah in Beerscheba, der südlichsten Grenzstadt am Rand von Israel. Da es kein erbliches Richteramt gab (Gott setzte Richter ein), handelte Samuel hier wohl eigenmächtig. Die Söhne erwiesen sich als unfähig. Sie gaben dem Recht, der gut bezahlte, und suchten ihren Vorteil und Gewinn. Ob Samuel sie nicht objektiv beurteilen konnte oder wollte? Den Schmerz über seine Söhne können wir nur erahnen. Für ein Leben mit Gott muss sich jeder selbst entscheiden. Glauben lässt sich nicht vererben. Dennoch, kein Gebet für unsere Kinder ist vergeblich!
Israel verlangt einen König
Die Ältesten, Verantwortungsträger des Volkes, hatten eine Lösung ihrer Probleme. Einen menschlichen König (V. 5), so wie ihn alle anderen Nationen auch haben. Der sollte Entscheidungen treffen, führen, leiten, gerecht richten und ihre Kriege führen. Dadurch erhofften sie sich Sicherheit, Schutz vor den Feinden und ein gutes Leben. Nachvollziehbare Wünsche, oder? Sicherheit
z. B. ist ein Grundbedürfnis von uns Menschen. Gerade im Blick auf feindliche Völker wie die Philister, mit ihren Armeen und Streitwagen. Im Gegensatz dazu die Israeliten, die menschlich gesehen nichts hatten. Damals ein loser Verbund von Stämmen: kein Militär und kein Heer.
Israel lehnt Gott als König ab
Das Tragische: Mit dem Verlangen nach einem König lehnten sie Gott als ihren wahren König (2Mo 15,18) ab. Sie zeigten ihren Mangel an Vertrauen in Gottes Führung. Gott, der sein Volk leiten und führen will, und dazu auch Menschen benutzt, wie z. B. Mose, Josua und verschiedene Richter bis hin zu Samuel. Samuel war entsetzt. Ob er es kommen sah, dass sich die Könige Israels den Königen der Nachbarstaaten anpassen würden? Im Nordreich gab es später nur gottlose Könige. Im Südreich sah es etwas besser aus, trotzdem gab noch genug gottlose Könige. Trotz Warnung vor den Konsequenzen einer Königsberufung – Wehrpflicht, Enteignung des Eigentums, Zwangsarbeit und Steuern zahlen (V.10-18) – blieben sie hartnäckig. Ein starker Wunsch oder Wille kann einen ganzen Menschen komplett vereinnahmen und uneinsichtig machen.
Ein treuer König mit Weitsicht
Gott hat vorausgesehen, dass es zum Königtum in Israel kommen würde (vgl. 1Mo 17,6; 35,10-11). Er wusste, dass das Volk eines Tages einen König fordern wird. Unter Mose gab Gott ein Königsgesetz, aber nicht als Befehl, einen König einzusetzen, sondern als Vorsorge, dass ein König seine Rechte nicht überschreiten sollte (5Mo 17,14-20). Dieser König sollte zu Gottes Zeitpunkt kommen. Und nicht auf das Verlangen des Volkes hin, wie der erste König Saul. Von König David heißt es später, dass er ein König „nach Gottes Herzen“ war (1Sam 13,14; Apg 13,22). Gott bleibt seinem Volk treu trotz seiner „Absetzung“ und bleibt ihr König. Er wird niemals von seinem Thron steigen, auch wenn Menschen es verlangen. Der Herr ist König immer und ewig (Ps 10,16).
König Jesus
Die Königsgeschichte geht weiter. Wer ist der König, der recht regiert und von dem das Volk nicht zugrunde gerichtet wird? Das Neue Testament gibt uns darauf eine Antwort: Jesus, der König aus Davids Haus
(Röm 1,3). Der gekreuzigte und auferstandene König, den Gott der ganzen Welt gab. König Jesus, der nicht nimmt, sondern alles gibt, was er hat: sein Leben
(Mk 10,45). Ein König, der nicht fordert, sondern kommt, um seinem Volk und uns zu dienen. Der nicht versklavt, sondern befreit. König Jesus braucht nicht mehr zum Krieg anleiten, weil er Frieden macht.
Fragen zum Gespräch
• Wir überlegen gemeinsam, warum Gott dem Willen des Volkes nach einem König nachkommt.
• Wo suchen wir unsere Sicherheiten? Worauf verlassen wir uns (Ps 118,8f.; Jer 17,7)?
Wir nehmen uns Zeit zum gemeinsamen Gebet, z.B. für:
• Israel und alle Juden (auch messianische Juden) weltweit;
• verfolgte Christen, die unter menschlichen Machthabern leiden und ihr Leben lassen müssen;
• Verantwortungsträger aus der Politik in Deutschland.
Lieder: GL 441, FJ5 171 Gott und König