Römer 1,1-17
Texterklärung
Der Römerbrief ist – wie F. Godet formuliert: „Die Kathedrale des christlichen Glaubens“. Paulus verfasst im Römerbrief am Ende seiner 3. Missionsreise die Lehrgrundlagen für die weltweite Kirche, geschrieben in Korinth um das Jahr 55 n.Chr. Bewusst sendet er diesen brisanten Lehrbrief in die Hauptstadt des römischen Reiches. Er ist in der festen Erwartung, dass Jesus sein Reich des Friedens ausgehend von Jerusalem in Rom und weltweit aufrichten wird. Paulus kennt die Kraft des Evangeliums (Röm 1,16), erlebt die Führung des Heiligen Geistes und lebt ganz für die Sache Jesu – bewusst zölibatär.
… liebt er die vollständige Abhängigkeit von ihm! (V. 1-7)
Wer bezeichnet sich schon gerne als Knecht oder als Sklave? Paulus. Exakt so stellt er sich am Anfang des Römerbriefes vor, ohne darin eine Abwertung seiner eigenen Person zu sehen. Es ist für ihn ein „Ritterschlag“, ein Knecht (griech.: „Doulos“) von Jesus zu sein und nicht seines eigenen Willens. Paulus ist mit der ehrenvollen Aufgabe als Apostel (Gesandter) betraut, das Evangelium („die Siegesbotschaft über Hölle, Tod und Teufel“) zu predigen, und Gemeinden („Orte der Gegenwart des auferstandenen Jesus“) zu gründen.
… und wirkt Heil vom persönlichen bis ins gesellschaftliche Leben
Gott überwindet Elis mangelnde geistliche Einsicht und kritische Haltung gegenüber Hannas Gebetsart (in der Regel wurde sonst laut gebetet) und gibt ihr eine prophetische Zusage. Er sendet die Beterin mit einem Friedensgruß (V. 17) auf ihren weiteren Weg, sodass sie die Gnade Gottes tiefer ergreifen kann (V. 18) und erleichtert auf den verheißenen Sohn wartet. Gott gedenkt seiner Gebetszusagen und wirkt eine schöpferische Tiefe im Eheleben, sodass ihnen der erwartete Sohn gegeben wird. Samuel – übersetzt: Gott erhört Gebet – wird selbst zum geistlichen Lehrer, zum betenden Fürsprecher für das Volk (12,23; Jer 15,1) und salbt später die ersten Könige. Damit ist er ein Hinweis auf den Messias, den ultimativ erwarteten Sohn.
Die Gemeinde in Rom ist zu so einer Gemeinschaft der Gnade und des Friedens geworden, wo Menschen Vergebung ihrer Schuld und ewiges Leben empfangen. Gegründet wurde die Gemeinde in Rom nicht von Paulus, aber das hindert ihn nicht daran mit „den Geliebten Gottes“ vor Ort tief verbunden zu sein. Im Dienst für Jesus erlebt Paulus das tiefste Glück und die größte Freiheit. Er arbeitet hart daran, dass sich das „Reich Gottes“ in den Herzen der Menschen ausbreitet, dass Christus Gestalt gewinnt (V. 5-6) und der „Gehorsam des Glaubens“ unter allen Heiden aufgerichtet wird. Paulus freut sich über jeden Ort, wo er von Menschen hört, in denen Jesus lebt (V.6). Das sind Orte, wo Frieden und Gnade (eine echte Gegenkultur) erlebbar werden (V.7).
… wächst er über sich hinaus! (V. 8-15)
Was für eine starke und tiefe Gemeinschaft! Verbunden durch den gemeinsamen Glauben an Jesus, wächst Paulus durch die Liebe förmlich über sich hinaus. Sein Blick und sein Herz weiten sich im Gebet (V. 8), wenn er an die Christen in Rom denkt. Er dankt für ihren mutigen Glauben, bittet flehend für sie und sehnt sich nach ihnen, um sie im Glauben zu stärken. Er hat den tiefen Wunsch (V. 11) nach einer Begegnung mit den Christen vor Ort.
Geben und nehmen, beschenken und beschenkt werden – das bedeutet gemeinsam im Glauben unterwegs zu sein. So erlebte es Paulus, so ist es heute! Wer glaubt, ist nie allein. Der Glaube an Jesus stärkt und schenkt Mut. Paulus sieht die Gefahr der Verfolgung in Rom, was ihn aber nicht daran hindert „auch euch in Rom das Evangelium zu predigen“ (V. 14). Paulus ist im besten Sinn des Wortes ein „Getriebener des Christus“, der ein tiefes Bedürfnis hat „wirksam“ zu sein (V. 13). Er will wachsen, er will Frucht bringen, er will seine verliehenen Gaben einsetzen und vermehren. Menschen des Glaubens sind nicht nur lebenslang Lernende, sondern vor allem ewig Liebende. Wer glaubt, wächst über sich hinaus.
… erlebt er die beglückende Wirkung des Evangeliums! (V. 16-17)
Diese zwei Verse können mit Fug und Recht „das Sturmzentrum“ der Reformation genannt werden. Diese Verse sind die Visitenkarte des Paulus sowie die Martin Luthers. In diesen zwei Versen steckt die Kernerkenntnis christlichen Glaubens: Allein durch den Glauben an Jesus Christus werde ich vor Gott gerecht. Punkt!
Das Evangelium ist eine lebendige und wirksame Kraft, die stärker, heilbringender, lebendiger und schärfer ist als alle Ängste, Sorgen, Zweifel, Krankheiten – und als der Tod selbst. Es ist die Botschaft des Lebens, die selbstwirksam neues Leben schafft. Überall, wo das Evangelium verkündigt wird, wirkt es. Es kann nicht nicht-wirksam sein! Die Botschaft von Jesus ist „wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt“ (Jer 23,29). Paulus hat die beglückende Wirkung des Evangeliums an sich selbst erfahren, an anderen gesehen und erwartet, dass diese Botschaft von Jesus Heil und Leben zu den Juden und bis zu allen Heidenvölkern bringen wird.
Martin Luther schrieb in seiner Vorrede zum Römerbrief: „wer diese Epistel wohl im Herzen hat / der hat des Alten Testaments Licht und Kraft bei sich.“
Fragen zum Gespräch
- Lebe ich bewusst in der Abhängigkeit von Jesus – nicht halbherzig, sondern ganz?
- Lebe ich meine Berufung fokussiert – weiß ich, wozu ich von Jesus berufen bin?
- Vertraue ich darauf, dass das Evangelium stärker ist als Sorgen, Ängste, Schuld, Krankheit und Tod?
- Suche ich proaktiv christliche Gemeinschaft, weil wir an die „Gemeinschaft der Heiligen“ glauben?
Lieder: GL 147, GL 156, EG 355, FJ 135 In Christus ist mein ganzer Halt, FJ 5 2025 Bau dein Königreich