Römer 5,1-21
Leben aus der Gnade
Mit Kap. 5 beginnt der zweite Hauptteil des Römerbriefs, der bis Kap. 8 reicht. Der Akzent in Kap. 5 liegt zunächst auf der Gewissheit des Heils als Folge der erfahrenen Rechtfertigung (5,1-11). Dann geht der Blick zur Bedeutung der Gnade Gottes in Jesus für die gesamte Menschheit (5,12-21).
Der Grund der Gewissheit
Römer 5,1-11 und Römer 8,31-39 rahmen den zweiten Hauptteil des Römerbriefs. Beide Male geht es um die persönliche Gewissheit des Heils. Die in Jesus Christus geschenkte Rechtfertigung führt zu einer neuen, vertrauensvollen Beziehung zu Gott, wir haben „Frieden mit Gott“ (V. 1). Dadurch ist uns der Zugang zur Gnade eröffnet. Diese wird als (Lebens-)Raum vorgestellt. Der „Zugang“ (V. 2) ist biblisch gesehen der Zugang zur Gegenwart Gottes im Heiligtum. Wir können aber auch an die Audienz beim Herrscher denken. Der Weg zu Gott ist frei!
„Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben“ (V. 1) fasst Römer 1-4 zusammen. Das Resultat ist Hoffnung (V. 2, 4, 5), konkret: „die Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes“ (V. 2). Auch das, was uns im Leben und Glauben bedrängt, kann sie nicht in Frage stellen. Sie bewirkt Ausdauer und führt zur Bewährung (V. 3-4). Dadurch wird die Hoffnung belastbar und erprobt, sie ist stabil und trägt auch durch schwere Zeiten. Der Heilige Geist macht uns dieser Hoffnung gewiss. Durch ihn erfüllt Gottes eigene Liebe unsere Herzen (V. 5).
In Römer 5,6-11 folgt ein zweiter Gedankengang zur Zukunft der Rechtfertigung: Die im Glauben empfangene Rechtfertigung verbürgt die Rettung im Gericht. Indem Gott Jesus für unsere Sünden dahingab, hat er seine Liebe auf unüberbietbare Weise gezeigt. Mehr als seinen Sohn und damit sich selbst kann er nicht geben (vgl. Röm 8,32). In der Hingabe seines Sohnes am Kreuz „als wir noch Feinde waren“ (V. 10), ist die Rettung vor dem „Zorn“ (= im Endgericht) verbürgt. Paulus argumentiert dabei vom „Gewichtigen“ zum „Leichteren“ („Wenn schon – dann erst recht“).
Versöhnung ist ein Bild aus dem Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen (vgl. das Lied „So ist Versöhnung“ von Jürgen Werth). Versöhnung ist mehr als Waffenstillstand, es ist die Grundlage für ein neues, friedvolles Miteinander. Für Paulus hängen dabei Sühne und Versöhnung zusammen: Indem Jesus durch seinen Tod am Kreuz die tödlichen Folgen der Sünde auf sich genommen hat, ist Versöhnung mit Gott möglich, der Weg frei zu neuer Gemeinschaft. Das alles hat Gott für uns getan, als wir seine Feinde waren (Vergangenheit). Die von Gott geschaffene Versöhnung (Gegenwart) verbürgt die zukünftige Errettung: „Nachdem wir durch sein Blut gerecht gemacht sind, werden wir durch ihn erst recht vor dem Zorn(gericht) gerettet werden“
(V. 10, Einheitsübersetzung).
Adam und Christus – Ein Vergleich, der die ganze Menschheit betrifft
In Römer 5,12-21 wird der Blick geweitet. „Paulus vergleicht die von Adam ausgehenden Unheilswirkungen mit der durch Jesus Christus zugänglichen Gnade“ (Stuttgarter Erklärungsbibel). Seit Adam liegt ein Verhängnis über der Menschheit. „Adam verkörpert das Menschsein, in dem wir uns alle vorfinden […] wir finden uns in einem Netzwerk des Sündigens vor, an dem wir weiterknüpfen.“ So umschreibt Walter Klaiber die „Ursünde“ (angemessener als „Erbsünde“).
Dem steht die Gnade in Christus gegenüber. In V.15-17 zeigt Paulus in dreifacher Hinsicht, wie Gottes Gnadengabe das Unheilsgeschick bei weitem übertrifft und weit mehr Gewicht hat als die menschliche Sünde. In V. 18-21 werden Adam und Christus parallel gesehen und miteinander verglichen: Beide haben eine Bedeutung für die gesamte Menschheit. Das Heil, das Jesus Christus geschaffen hat, ist nicht weniger universal als das Unheil, das durch Adam in die Welt gekommen ist.
Das kann auch unseren Blick auf andere Menschen prägen: Wir teilen mit ihnen nicht nur die Abstammung von Adam und das bis zum Tod reichende Verhängnis. „Wir sehen in ihnen auch Leute, die für den Freispruch zum Leben bestimmt sind“ (W. Klaiber). Darauf können wir sie ansprechen und sie zum Glauben einladen!
Praxistipps
- Viele machen ihre Beziehung zu Gott an Erlebnissen und Gefühlen fest. Dafür können wir dankbar sein. Aber tragen sie den Glauben?
Wir lesen Römer 5,1-11 unter diesem Gesichtspunkt: Worauf beruht meine Gewissheit? Was trägt meinen Glauben? - Paulus verwendet Bilder, die wir aus dem Alltag kennen: Die Gnade wird als Raum dargestellt, zu dem wir durch Jesus Zugang zu Gott haben (V. 2). In Jesus empfangen wir Versöhnung mit Gott – die Feindschaft ist beendet.
Lieder: GL 405, FJ5 19 Mutig komm ich vor den Thron