10/2025-11/2025

Immer auf Gott zu vertrauen …

Daniel 6,1-29

Texterklärung

Darius wurde zum Unterkönig über die Gebiete Mesopotamien, Syrien Phönizien und Palästina ernannt (V. 2). Der Titel Satraph stammt aus dem Akkadischen oder Persischen und taucht schon Daniel 3,2.3.27 auf. Satraphen waren Statthalter über eine große Provinz. Die Verwendung verschiedener Titel (6,8) belegt, dass das persische Reich gut durchstrukturiert war. Daniel wird nicht mehr mit seinem babylonischen Namen Beltschazar (V. 4; vgl. 1,7) genannt, die Perser regieren jetzt. „Überragender Geist“ (V. 4) ist eine Umschreibung dessen, was wir unter „Heiliger Geist“ kennen. „Löwengrube“ (V. 8): Bereits die Assyrer hielten in ihren Tiergärten Wildstiere, Elefanten, Wildesel, Gazellen, Hunde, Panther und Löwen.

Neid und Missgunst

Wir schreiben das Jahr 539 vor Christus. König Kyrus ernennt den 62-jährigen Darius aus Medien zum Unterkönig. Darius wiederum setzt 120 Satraphen über das Königreich ein und ist im Begriff, drei Fürsten als „Oberstatthalter“ auszuwählen. Der ca. 80-jährige Daniel ist vom Heiligen Geist gelenkt, sodass er zur rechten Hand des Darius eingesetzt werden soll. Dies ruft den Neid der beiden anderen designierten Fürsten sowie weiterer Statthalter hervor. Sie wollen verhindern, dass Daniel in dieses besondere Amt eingesetzt wird. Bezeichnend ist, dass es keinen „Angriffspunkt“ für eine Anklage gibt, z. B. Korruption, Bestechlichkeit, Untreue gegenüber den Regenten (vgl. Jer 29,7; Mordechai im Buch Esther und Nehemia). Dann aber wird doch ein „Schwachpunkt“ bei Daniel festgestellt: Daniel betet treu zum Gott seiner Väter. An diesem Punkt klinken sich die Neider ein. Es gelingt ihnen in einer heuchlerischen Weise, Darius zu einem besonderen Edikt zu bewegen: 30 Tage soll niemand eine Bitte vorbringen, es sei denn an den König selbst. Gottesdienste sind interessanterweise nicht betroffen. Es geht um den persönlichen Glauben. Wer das Edikt bricht, soll hingerichtet werden. Darius willigt ein, er unterschreibt ein entsprechendes Gesetz, die Falle ist gestellt. Bevor wir mit dem Finger auf andere zeigen, stellt das Bibelwort die Frage an uns: Welche (Hinter-) Gedanken bewegen uns beim Umgang mit Vorgesetzten, bei Entscheidungen und Abstimmungen?

Vertrauensvorschuss

Daniel erfährt erst jetzt von den Entwicklungen. Doch wie schon viele Jahre zuvor, vertraut er auf Gott. Er lässt sich nicht verbiegen (vgl. 1,8ff.). Er betet auf Knien bei offenem Fenster Richtung Jerusalem. Darauf haben die Feinde gewartet. Sie überraschen Daniel „in flagranti“ und zeigen ihn, der zu den Deportierten aus Juda gehört (V. 14), beim Regenten Darius an (vgl. 3,10ff.). Darius versucht alles, um Daniel zu retten. Letztendlich muss er sich seinem eigens erlassenen Edikt und dem Druck der Ankläger beugen. Daniel wird in die Löwengrube geworfen. Die Grube wird versiegelt.

Der König wacht und fastet. Am frühen Morgen eilt er zur Grube, von weitem ruft er schon. Und: Daniel lebt. Der lebendige Gott hat ihn durch seine Engel beschützt (vgl. 3,28). Daniel hat seinem Gott vertraut (vgl. Hebr 11,32ff.). Darius erteilt nun einen anderen Befehl: Die Intriganten mit ihren Familien werden festgenommen, in die Löwengrube geworfen und erleiden einen schnellen Tod.

Daraufhin erlässt Darius ein neues Edikt: Der Gott Daniels soll verehrt und geachtet werden. Er bleibt allerdings im Perserreich ein Gott unter anderen. Der Lobpreis am Schluss spricht vom ewigen Reich Gottes, vom Retter und Befreier (V. 27-28) und erinnert an Jesu Wort vor seiner Himmelfahrt (Mt 28,18ff., vgl. Mt 1,21). Mit dem Hinweis darauf, dass Daniel im ganzen Reich geehrt wurde, endet dieser Abschnitt.

Praxishilfen

  • Bezeichnend: Gottesfürchtige werden von Regenten bis heute immer wieder in hohe Ämter eingesetzt, auch wenn man ihren Glauben an den Gott Israels und Jesus ablehnt. Aber: sie sind treu, zuverlässig, ehrlich. Worin zeichnen wir uns aus?
  • Darius, die Statthalter, die versiegelte Löwengrube, der Gang am frühen Morgen und Daniel. Wir finden etliche Parallelen: Pontius Pilatus, die Hohepriester, das versiegelte Grab, der Gang der Frauen am frühen Morgen und Jesus. Sehr gut möglich, dass Jesus auch im Danielbuch seinen Weg vorgezeichnet gesehen hat (Lk 24,26f.).
  • Der 9. November ist in Deutschland ein besonderer Gedenktag. Er erinnert einerseits an die „Reichskristallnacht“ des NS-Regimes gegen die deutschen Juden im Jahr 1938 und den fehlenden Mut vieler Christen damals, sich öffentlich gegen die Mehrheit im Volk zu stellen. Andererseits erinnert dieses Datum an die Öffnung der Mauer 1989 mit der Kraft des Gebetes, die eine Revolution ohne Blutvergießen angestoßen hat.

Lieder: GL 551, FJ Best of 150 Ich trau auf dich, o Herr

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