10/2025-11/2025

Gott lenkt Weltgeschichte

Daniel 2,1-49

Texterklärung

Das Danielbuch wird der apokalyptischen Literatur im Alten Testament zugerechnet. Apokalypse (griech.) bedeutet Enthüllung oder Offenbarung. Genau darum geht es auch im zweiten Kapitel des Danielbuches. Allein siebenmal ist davon die Rede, dass ein Geheimnis offenbart wird (V. 19, 22, 28, 29, 30, 47). Die Offenbarung von Geheimnissen handelt um nicht weniger als ein Teil der Weltgeschichte. Es ist eine Zukunftsvision über verschiedene Weltreiche.  

Was Menschen nicht können …

Der erste Teil (V.1-12) bereitet die spätere Traumdeutung Daniels durch einen starken Kontrast vor. Das ganze Kapitel über wird eine Grundfrage gestellt. Wer kann Geheimnisse offenbaren? Der erste Teil macht nun klar: Es sind nicht die Menschen. Der babylonische König Nebukadnezar stellt einen unmenschlichen Anspruch an seine Wahrsager und Traumdeuter: Sie sollen ihm aus dem Nichts sagen, was er in der Nacht geträumt hat. Keiner der Wahrsager und Traumdeuter hat solche göttlichen Fähigkeiten. Nebukadnezar zieht eine radikale Konsequenz und erlässt den Befehl, alle seine Wahrsager und Traumdeuter zu töten. Dieser Befehl bedroht nun auch Daniel und seine Gefährten.   

… kann Gott

Daniel geht nun in die Offensive. Er bittet den König um Aufschub und geht ins Gebet. In einer Nacht offenbart Gott ihm nun die Geheimnisse (V. 19). Was nun folgt, ist nicht die Aussprache dieses Geheimnisses, sondern ein Loblied (V. 20-23). Gott ist die Ehre zu geben, denn er „offenbart, was tief verborgen ist“ (V. 22). Das Lob Gottes ist also die Grundstimmung, die Daniel zugrunde legt. Kein Stolz, kein Hochmut.

Vier Weltreiche, die vergehen …

In den Versen 31-43 berichtet Daniel nun den Traum von Nebukadnezar und deutet ihn sogleich. Eine große Statue besteht aus verschiedenen Materialien. Der Kopf ist aus Gold, die Brust und Arme sind aus Silber, der Bauch und die Lenden aus Bronze und die Füße aus Eisen und Ton. Als nun ein Stein herunterkommt, zerstört dieser die ganze Statue, unabhängig von deren Materialien. Die verschiedenen Materialien deuten auf verschiedene Weltreiche zur damaligen Zeit hin. Der goldene Kopf ist Nebukadnezars babylonisches Reich (V. 38). Dann folgen wohl die Meder, dann das persische Reich und zuletzt das griechische Reich Alexander des Großen. Letzteres erstreckte sich vom heutigen Osteuropa bis nach Indien. Alle diese Reiche kamen und gingen. So groß sie auch waren, sie hatten keinen Bestand.

… und ein Reich, das bleibt  

In V. 44 nun ist die Rede von einem Reich, das im Gegensatz zu den vergänglichen Weltreichen ewig bleiben wird. Es wird nicht zerstört werden. Dieser kurze Abschnitt redet von Gottes Reich, das in Jesus Christus nahe herbeikommt und sich erfüllt. Als Jesus zu Beginn seines Auftretens vom Reich Gottes spricht (Mk 1,15), da hatten die Menschen diese Daniel-Vision im Hinterkopf. Sie wussten, dass etwas kommen wird. Das war ihre große Hoffnung. Dass Jesu Reich ganz anders sein würde als die vorangegangenen Weltreiche, hatte so manch einen mit Sicherheit überrascht. Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden geheilt, Taube hören, Tote werden auferweckt, und den Armen wird das Evangelium verkündet (Mt 11,5).

Gott lenkt Weltgeschichte

Unser ganzer Abschnitt ist durchzogen von der Aussage, dass Gott Geschichte lenkt. Nicht die Menschen lassen die Weltreiche untergehen (V. 34, 45), es ist Gott. Und er ist es auch, der das ewige Reich aufrichten wird (V. 44). Wenn Gott Weltgeschichte lenkt, dann kann er sie auch offenbaren. Der schon vorher angesprochene Lobpreis wird nun weitergeführt. Sogar Nebukadnezar lobt Gott, dass dieser Geheimnisse offenbaren kann (V. 47). Damit ist er ein „Gott über alle Götter“ (V. 47).

Praxishilfe

Impulsfragen.

  • Wie gehen wir in unserer heutigen Zeit mit Zukunftsprognosen um? Worin liegt die jeweilige Gefahr, Zukunftsprognosen einerseits zu ignorieren oder sie andererseits überzubetonen?   
  • Gott lenkt und offenbart Weltgeschichte. Zweimal wird dies in Lobpreis eingebettet. Wie können wir heute angesichts unserer Zeit in diesen Lobpreis Daniels (und Nebukadnezars) miteinstimmen?
  • Unser Blick wird auf das Reich Gottes gelenkt. Wie verändert die Aussage in V. 44 unseren Blick auf die Weltgeschichte? Wo haben wir heute Anteil am Reich Gottes und an welcher Stelle gebraucht uns Gott als treue Arbeiter?

Lieder: GL 254, FJ6 57 Güte von Gott, FJ5 146 Teil dieser Geschichte, EG 182, EG 362

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