10/2025-11/2025

Wen anbeten – wem gehorchen

Daniel 3,1-30

Texterklärung

Die Geschichte von den Männern im Feuerofen würde sich für eine dramatische Verfilmung eignen. Es geht um menschlichen Größenwahn, um absolute Machtausübung und um neidische Intrigen. Es gibt Helden mit Rückgrat und standfestem Glauben. Und alles endet mit einem gewaltigen Wunder.

Der Text wirft ein Licht auf unsere Entscheidungssituationen und fragt uns nach unserem Glauben. Denn letztlich geht es um den Konflikt zwischen menschlichen Herrschaftsansprüchen und Gottes Anspruch auf unser Leben.

Ein König im Machtrausch (V. 1-6)

Größenwahn baut gern große Denkmäler. König Nebukadnezar will sein Land einen und vor einer Statue einen religiösen Staatsakt durchführen. Der ganze Staatsapparat muss erscheinen, es gilt Anwesenheitspflicht, und wirklich alle kommen. Die geplante Inszenierung ist gewaltig: Wenn das Orchester spielt, sollen sich alle gleichzeitig niederwerfen und den auf der Statue dargestellten Gott anbeten. Gehorsam gegenüber dem Willen des Königs ist angesagt. Gewissensfreiheit ist ein Fremdwort. Wer nicht mitmacht, wird umgebracht.

Die Mehrheit passt sich an – die Minderheit stört (V. 7-12)

Es funktioniert: „Alle Völker, Nationen und Sprachen fielen nieder und beteten das goldene Bild an“ (V. 7). Was für ein Anblick! Aber es beugen sich nicht alle. Für Juden ist dieser Akt ein klarer Verstoß gegen das zweite Gebot. Drei Männer machen nicht mit – sie sind die Einzigen, die stören, und sie werden dem König gemeldet.

Ist das ein früher Fall von Antijudaismus? Oder geht es um Neid oder Ausländerfeindlichkeit, da die jüdischen Beamten gute Stellungen im Staat innehatten?

Eine verlockende Möglichkeit (V. 13-15)

Die drei Männer werden zum König zitiert und können sich äußern. Sie bekommen sogar eine zweite Chance, das religiöse Ritual zu vollziehen. Jetzt müssten sie einfach diplomatisch sein, ein bisschen toleranter, vielleicht so tun, als ob – dann kommen sie mit einem blauen Auge davon. Aber der Satz Nebukadnezars „Lasst sehen, wer der Gott ist, der euch aus meiner Hand erretten könnte?“ (V. 15) macht die Lage klar: Die Chance, sich elegant aus der Situation zu entfernen, ist keine Option. Es geht um Gottes Ehre, um Wahrheit und um Eindeutigkeit. Es geht um alles.

Ein mutiges Bekenntnis mit Folgen (V. 16-23)

Die drei verzichten auf erklärende Worte, weil ihr Beschluss feststeht. Es folgt eines der stärksten Glaubensbekenntnisse der Bibel: „Siehe, unser Gott, den wir verehren, kann uns erretten … Und wenn er´s nicht tut, so sollst du dennoch wissen, dass wir deinen Gott nicht ehren und das goldene Bild, das du hast aufrichten lassen, nicht anbeten werden.“

Dieses Bekenntnis hat zwei wichtige Teile. Erstens: Gott ist nichts unmöglich. Was Gott will, kann er immer tun. Zweitens: Selbst wenn Gott nicht tut, was wir uns erhoffen, halten wir an ihm fest. Diese beiden Sätze gehören unbedingt zusammen. Das ist tragfähiger Glaube, der auch in Krisen und schweren Wegführungen Bestand hat. Die Konsequenz lässt nicht lange auf sich warten: Der König rastet aus, die Männer werden gefesselt und in die Flammen geworfen. Hier endet menschlich gesehen die Geschichte dieser mutigen Juden.

Ein Wunder Gottes (V. 24-30)

Aber Gott tut ein Wunder. Die drei Männer werden vom Feuer nicht mal angesengt. Ein Engel ist mit ihnen im Ofen. Der König ist geschockt, ahnt plötzlich etwas von Gottes Größe und respektiert nun den Glauben der Juden. Die Treue der Männer gegenüber ihrem Gott wird belohnt. Aber diese Wendung ist nicht kalkulierbar. Der Glaube an Gottes Allmacht muss auch damit rechnen, dass Gott seine Macht nicht einsetzt. Es bleibt das Bekenntnis: „Siehe, unser Gott, den wir verehren, kann uns erretten… Und wenn er´s nicht tut, so sollst du dennoch wissen, dass wir deinen Gott nicht ehren…“ (V. 17+18).

 Praxishilfen

Fragen:

  • Vor welchen Forderungen unserer heutigen Gesellschaft sollen sich alle niederwerfen?
  • Wo ist Toleranz und Diplomatie gut und wichtig, und wo geht es um Bekenntnisfragen? Wie können wir das unterscheiden?
  • Haben wir schon erlebt, was es uns kosten kann, aus Treue gegenüber Gott Spielverderber im Mainstream zu sein?
  • Wo haben wir schon Wunder Gottes erlebt?
  • Können wir das so sagen:  Gott kann alles – und wir bleiben ihm treu, selbst wenn wir sein Eingreifen nicht erleben?

2.  Gebet mit Ps.73,23-26 + 28 – wir beten die einzelnen Verse und dazwischen unsere eigenen Gebete

Lieder: GL 140 , EG 331, FJ Best of 98 Mein Gott ist größer

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