Liebe Apis,
liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!
wie gut ich mich noch daran erinnere: Ein schwäbischer Pfarrer taucht in die Weihnachtstage ein. Alles ist vorbereitet, die Vorfreude steigt. Chöre singen sich warm, Musikanten stimmen sich ein. Ein warmes Licht verbreitet sich in der Kirche, der Mesner ist bester Laune. Feierstimmung allenthalben. Ein letzter Durchgang durchs Kirchenschiff in Richtung Sakristei. Der Blick streift die schöne Weihnachtskrippe. Und stopp. Oh Schock – was ist das? Alles stimmt, aber das Wichtigste fehlt: Die Krippe ist leer. Das Jesuskind fehlt. „Halli, hallo – Mesner, Musikanten und alle miteinander: Wo ist Jesus geblieben?“ Ein aufgeregtes Durcheinander. Alle rennen umher, aber Jesus ist nicht aufzufinden …
Was wäre,
wenn alle Weihnachten feiern,
aber Jesus wäre nicht
da(bei)?
Ostern gehört zu Weihnachten
Ich weiß nicht mehr, wie sich die Situation damals aufgelöst hat. Schon damals ist mir das Ereignis unter die Haut gegangen: Was wäre, wenn alle Weihnachten feiern, aber Jesus wäre nicht da(bei)? Man könnte es aber auch umdrehen und sagen: Was, wenn alle das Weihnachtsfest feiern und Jesus nur in Form eines Ausstellungsstückes anwesend ist? Da kann die Musik noch so fulminant, die Familienfeier noch so anrührend, die Weihnachtsgans noch so schmackhaft sein. Wenn Jesus fehlt, oder wenn er als Puppe im Holzgestell liegt, dann feiern wir Weihnachten ohne Ostern. Und das bedeutet: Die Krippe wird zum Sarg, der Stall wird zum Grab. Keiner will an Weihnachten den Osterhasen sehen. Wir Christen sehen im neugeborenen Jesuskind jedoch immer auch den Auferstandenen. Ostern gehört zu Weihnachten. Die Inkarnation findet in der Verherrlichung Jesu sein Ziel. Nur so wird das „Siehe, ich mache alles neu“ (Jahreslosung 2026 | Offenbarung 21,5) glaubhaft und hoffnungsvoll.
Wenn ihr unser Magazin aus dem Briefkasten holt, stehen wir bereits am Ende des Kirchenjahres. Vielen unter uns ist wenig zum Feiern zumute. Der Ewigkeitssonntag führt uns nochmals auf den Friedhof. Trauer und Wehgefühle steigen auf. Die Adventszeit hilft. Die Lieder nehmen die Sehnsucht der Ewigkeit und den Schmerz des Wartens mit auf. Das große Fest wird mit vier Wochen „Lila“ vorbereitet. Zeit zum Gebet und zur inneren Einkehr.
Am ersten Advent ist auch Kirchenwahl. Bitte geht wählen und ermutigt andere dazu. Jeder einzelne Kirchengemeinderat braucht die bestätigende Stimme, auch wenn es keine „echte Wahl“ ist, weil vielleicht alle Kandidierenden in den KGR einziehen werden. Jede Stimme drückt aus: Ich stehe hinter dir, ich bete für dich, ich freue mich an deiner Kandidatur. Unterschätzt dieses Votum nicht. (Zu-)Stimmen sind wichtig! Es ist Ausdruck einer Berufung.
Und dann wird Weihnachten. Wenn
ihr eure Weihnachtsfiguren auf dem Fensterbrett aufbaut, dann legt doch in diesem Jahr das Jesuskind ganz bewusst in die Krippe hinein.
Euer
Matthias Hanßmann