Johannes 1,19-28
Texterklärung
Advent ist eine Zwischenzeit. Noch ist nicht Weihnachten, noch nicht Wiederkunft – aber irgendwie nah dran. Eine Zeit des Wartens, des Suchens, des Hoffens. Johannes 1,19–28 nimmt uns mitten hinein in diese Spannung: Da ist einer, der nicht das Licht ist – aber auf das Licht hinweist. Einer, der uns zeigt, wie befreiend es ist, nicht die Lösung sein zu müssen – und wie hoffnungsvoll es ist, wenn Jesus schon mitten unter uns steht.
„Ich bin nicht …“ – Befreiende Demut im Advent
Advent ist die Zeit, in der viele an ihre Grenzen kommen. Geschenke, Erwartungen, Emotionen – alles verdichtet sich. Alle sollen liefern, glänzen, präsent sein. Und dann steht da einer, Johannes der Täufer, und sagt: „Ich bin nicht …“
Nicht der Christus. Nicht Elia. Nicht der Prophet. In einer Kultur, die sich über das definiert, was man leistet oder darstellt, ist das fast revolutionär. Johannes weiß, wer er nicht ist. Und das ist heilsam.
Denn gerade im Glauben beginnt vieles mit dieser Demut: Ich bin nicht die Rettung – und ich muss es auch nicht sein. Nicht für meine Familie, nicht für die Gemeinde, nicht für die Welt. Ich bin nicht das Licht. Aber ich darf auf das Licht hinweisen.
Diese Entlastung macht den Advent frei: Ich darf auf Jesus warten, statt so zu tun, als müsste ich ihn ersetzen.
„Ich bin eine Stimme …“ – Adventliche Erwartung mit Gewissheit
Johannes wird weiter befragt: „Wer bist du dann?“ Seine Antwort: „Ich bin eine Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg des Herrn!“ Er ist nicht das Ziel – aber ein Wegweiser. Eine Stimme, die vorbereitet.
Auch das ist Advent: Die Zeit zwischen Verheißung und Erfüllung. Zwischen Dunkelheit und Licht. Und mitten im Lärm und Trubel erinnert uns diese Stimme von Johannes: Der Herr kommt gewiss. Nicht vielleicht. Nicht irgendwann. Sondern gewiss. Und damit wird alles Böse, alles Furchteinflößende, alles Hoffnungslose an ein Ende kommen. Ganz gewiss! Was für eine Botschaft besonders in diesen Tagen für die Welt … aber auch für mich persönlich.
Ich glaube, mit dieser Gewissheit zu leben, verändert die Adventszeit: Was bleibt wichtig, wenn er kommt? Was würde ich noch tun, was würde ich lassen? Das sind Fragen, die wir uns stellen dürfen. Denn Advent ist nicht die Einladung zur Überforderung, zum übervollen Kalender, sondern zum Fokussieren, auf das, was wirklich zählt.
„Mitten unter euch steht …“ – Hoffnung, weil er schon gekommen ist
Wir gehen weiter im Text: Dann sagt Johannes einen Satz, der wie ein Adventslicht leuchtet: „Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt.“
Jesus ist nicht nur der Kommende – er ist schon gekommen. Nicht nur die Hoffnung von morgen – sondern die Gegenwart von heute. Für alle, die zu Jesus gehören, ist das genauso Realität wie die Tatsache, dass er wiederkommen wird. Niemals mehr sind wir allein, denn Jesus ist bei uns alle Tage bis an der Welt Ende.
Advent heißt deshalb auch: Genau hinsehen. Jesus ist da. Nicht immer laut, nicht immer offensichtlich. Aber wer mit Herzensaugen sieht, der entdeckt seine Spuren: In einem Gespräch. In einem Lied. In der Stille. In den Lichtern der Stadt. Vielleicht auch im Ringen, in der Frage, im Sehnsuchtsmoment.
Jesus ist schon da, darum gilt: Wir müssen nicht die Welt retten – weil der Retter längst gekommen ist. Wir dürfen Raum schaffen. Platz machen. Hoffnung finden. Denn selbst in schweren Zeiten gilt: Er steht mitten unter uns.
„Ich bin zwar nicht … aber er ist.“
Er. Nicht ich. Das ist der Klang des Advents. Johannes der Täufer sagt es uns in aller Klarheit: Du musst nicht das Licht sein. Du darfst erwarten. Du darfst vorbereiten. Du darfst erkennen: Der Herr ist da. Mitten unter euch. Mitten in deiner Welt.
Darum geht die Frage an dich: Schaffst du Raum, um ihn mit deinen Herzensaugen zu sehen? Damit er kommen kann mit seiner Hoffnung, seiner Kraft, seiner Liebe!?
Fragen (und Anregungen) zum Gespräch:
• Was macht es mit mir, wenn ich sagen darf: „Ich bin es nicht – und muss es auch nicht sein“?
• Wie hilft mir die Gewissheit, dass Jesus wiederkommt, durch den vollen und lauten Advent? Wie hilft mir das, auch weise zu fokussieren, was wirklich zählt?
• Wo habe ich Spuren seiner Gegenwart „mitten unter uns“ erlebt – vielleicht gerade im Verborgenen? Was hilft mir, ihn zu erkennen?
Lieder: GL 562, FJ Best of 40 Hosanna
