12/2025-01/2026

Kommt und seht!

Johannes 1,35-51

Texterklärung

Dieser Abschnitt ist der dritte Teil des ersten Kapitels im Johannesevangelium. Nach der Klärung, wer Jesus ist (1-18), und der Begegnung Jesu mit Johannes dem Täufer (19-34) geht es um die ersten Berufungen der Jünger. So detailliert gibt keiner der anderen Evangelisten Auskunft, wie individuell Jesu Ruf in die Nachfolge jeweils geschieht. Deshalb lohnt es sich, genau hinzuschauen, wie eine Begegnung mit Jesus in die dauerhafte Nachfolge mündet.

Ein klarer Hinweis auf Jesus

Bei Johannes dem Täufer waren viele junge Männer als Schüler. So eine Art Jahr für Gott haben sie am Jordan verbracht. Sie spürten, dass Großes bevorsteht. Sie hörten die Verkündigung ihres Lehrers. Und sie erlebten die Taufe des Jesus von Nazareth. Auf den sah Johannes den Heiligen Geist herabkommen. Über den sagte er prophetisch, dass Jesus Gottes Sohn ist. Von dem wusste er, dass er als Gottes Lamm die Sünde der Welt trägt. Damit war seine Mission am Jordan erfüllt. Deshalb verweist Johannes zwei seiner Schüler auf Jesus. Er fordert sie regelrecht auf, sich ihm anzuschließen. Quasi als Versetzung in die weiterführende Schule.

Auch bei uns muss das so sein, dass wir andere Menschen immer nur auf Jesus hinweisen. Es geht nicht um uns als Person, auch wenn wir geistlich viel weitergeben können. Denn es geht eben um ein Weitergeben und an Jesus verweisen. Dort, wo das nicht mehr geschieht, beginnt auch in christlichen Kreisen ein unguter Personenkult. Deshalb bleibt unsere Aufgabe, andere klar auf Jesus hinzuweisen.

Als die beiden Johannes-Schüler dann mit Jesus Kontakt aufnehmen, werden sie freundlich eingeladen: „Kommt und seht!“ – Keine theologische Belehrung, sondern erleben, wie Jesus ist.

Eine persönliche Einladung zu Jesus

Einer der beiden war Andreas. Die paar Stunden mit Jesus haben ihn vollkommen überzeugt. Deshalb teilt er diese Erfahrung mit seinem Bruder Simon, der ebenfalls dort am Jordan bei Johannes war. Andreas bringt es auf den Punkt: „Wir haben den Messias gefunden!“ Und er nimmt seinen Bruder mit zu Jesus. Simon soll dieselbe beglückende Erfahrung machen, indem er Jesus selbst begegnet.

So ist es bis heute. Nur von Jesus begeisterte und überzeugte Menschen können andere zum Herrn einladen. Deshalb brauchen wir viele Möglichkeiten, um Jesus so kennenzulernen, dass wir anderen davon berichten können, was wir an und mit Jesus haben. Doch das ersetzt nicht, dass diese Mitmenschen selbst mit Jesus in Beziehung kommen. Unser Zeugnis ist nur ein Wegweiser zu ihm. Aber im Idealfall ein überzeugender. Wenn andere an unserem Glaubensleben nichts Interessantes und damit Einladendes entdecken, werden sie sich auch nicht auf Jesus einlassen. Doch wenn sie dann Jesus persönlich begegnen, werden auch sie – hoffentlich – zu Jüngern Jesus. So wie bei Simon Petrus.

Eine überzeugende Begegnung mit Jesus

Zwei weitere Männer aus Galiläa waren am Jordan bei Johannes: Philippus und Nathanael. Bestimmt hatte Philippus schon von Andreas und Petrus über Jesus erfahren. Denn ohne zu fragen, schließt er sich Jesus sofort an, als der ihn dazu einlädt. Anders hingegen sein Freund Nathanael. Der hat seine Fragen. Das Zeugnis seines Freundes genügt ihm nicht. Erst die prophetische Schau Jesu, dass er ihn unter dem Feigenbaum hat sitzen gesehen, und die Charakterisierung, die Jesus ihm zuspricht „ein rechter Israelit“, überzeugen ihn. Jetzt weiß Nathanael, dass seine Fragen beantwortet sind. Jesus ist zwar anders, als er sich den Messias vorgestellt hatte, aber durch diese persönliche Begegnung ist er nun überzeugt, dass Jesus der Sohn Gottes ist.

Auch heute lassen sich manche sofort auf Jesus ein, wenn wir sie zu ihm einladen. Andere haben da noch ihre Fragen und Zweifel. Das hindert Jesus aber nicht daran, sie genau dort abzuholen, wo sie stehen. Und das sieht eben bei vielen von uns ganz unterschiedlich aus. Deshalb ist es wichtig, dass in unseren Gemeinschaften viel Raum bleibt für unterschiedliche Charaktere und Glaubensformen.

Praxishilfen

Es lohnt sich, im Rahmen der Gemeinschaftsstunde miteinander ins Gespräch zu kommen, welche Menschen daran beteiligt waren, dass man selbst zu Jesus gefunden hat. Im kleineren Rahmen kann es ein gemeinsames Rundgespräch sein. Bei vielen Teilnehmern kann man 2-3-köpfige Austauschgruppen bilden. Es wird spannend und erstaunlich sein zu entdecken, wie unterschiedlich unsere Wege zu Jesus waren und wie andere Christen daran beteiligt waren, bis jemand schließlich zu Jesus findet bzw. sich von ihm finden ließ.

Lieder: GL 304, FJ5 167

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