Johannes 3,1-21
Texterklärung
Eine wirklich bemerkenswerte Begegnung in der Nacht – so zurückhaltend könnte man von diesem Treffen von Jesus und Nikodemus reden. Aber es ist wohl weit mehr: Jesus Christus weist nicht allein einem unruhig gewordenen Pharisäer den Weg, sondern er zeigt allen, die sich danach sehnen, wie das ewige Leben zu erlangen und der Himmel zu finden ist. Ein besonderes Gespräch in jener Nacht und wenige Augenblicke später steht das mit Abstand bekannteste Bibelwort der Christenheit einladend im Raum und ist wohl schon für viele Menschen zu einem echten Einstieg in den Glauben an Jesus Christus geworden: Johannes 3,16.
Schlaf war keine Option
Alles beginnt mit einem frommen Juden, der die klaren Strukturen des mosaischen Gesetzes gut gekannt haben muss. Aber das gilt es wohl festzuhalten: Nikodemus wäre in jener Nacht in seinem Bett geblieben, wenn er vertraut und erfüllt gewesen wäre mit Heilsgewissheit und Freude an Gott. Entschlossen hat er sich darum auf den Weg gemacht und mit tiefem Respekt die Begegnung eröffnet. Auf das, was dann kam, war er offensichtlich nicht vorbereitet.
Neugeburt ist unerlässlich
Ohne Neugeburt wird niemand das Reich Gottes sehen und erleben. Aber wie geschieht sie? Natürlich ist es Gottes Werk allein. Niemand schenkt sich selbst das neue Leben. „Das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung im Heiligen Geist“ (Tit 3,5) geschieht vom Himmel her. Der Apostel Paulus spricht von einer „neuen Kreatur“, wenn jemand „in Christus ist“ (2Kor 5,17).
Für Jesus muss ein Mensch, der das Reich Gottes sehen möchte, von neuem geboren sein. Und diese Geburt geschieht aus „Wasser und Geist“. Nikodemus ist wohl mehr als erstaunt. Aber Jesus macht klar, dass ein Lehrer Israels das eigentlich erkennen kann, wenn er sich das Wirken Gottes mit seinem Volk vor Augen führt.
Nikodemus hätte nach den Worten Jesu gleich an den Propheten Hesekiel denken können. „Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben…“ (siehe Hes 36,26-27). Oder an den Propheten Samuel, der Saul zum König über Israel gesalbt hat: „Und als Saul sich wandte, um von Samuel wegzugehen, gab ihm Gott ein anderes Herz“ (1Sam 10,9).
Wann oder wie geschieht Wiedergeburt?
„Der Wind bläst, wo er will“ – so hört sich Unverfügbarkeit an, nach etwas, was wir Menschen nicht planen können. Aber dennoch möchte der Herr Jesus Christus, dass es geschieht, am liebsten und besten bei allen Menschen, nicht erst am Ende ihrer Tage, sondern am besten: Heute! „Ich bin gekommen, ein Feuer anzuzünden auf Erden; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte!“ (Lk 12,49).
Es ist nicht verfügbar, es ist Gottes Werk und es soll reichlich „brennen“ in unseren Gemeinschaften und Gemeinden. Als der französische Mathematiker Blaise Pascal (1623-1662) gestorben war, fand ein Diener zufällig im Futter seines Rocks einen schmalen Pergamentstreifen, in der Folgezeit nur „Memorial“ genannt. Dort konnte man lesen: „Im Jahre des Heils 1654. Montag, 23. November … seit ungefähr halb elf Uhr abends bis ungefähr eine halbe Stunde nach Mitternacht. Feuer …“. 2 Stunden Himmelsfeuer und für den Mathematiker galt nun: Für immer verbunden mit Christus.
Ewiges Leben für Glaubende
Der Evangelist Johannes stellt auf jeden Fall fest: „Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren“ (1Joh 5,1). Der Glaube ist keine notwendige Ergänzung von Gottes Erwählung, nicht das menschliche Dazutun, dass „sein Werk“ vollkommen macht. Die Umkehr des Menschen ist Gnade. Und dennoch wissen wir: Der lebendige Gott freut sich, wenn Menschen auf sein Wirken mit Dank und Anbetung antworten und vor allem: Wenn sie an Christus, seinen Sohn, glauben und ihm von Herzen vertrauen. „Damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh 3,16).
Hat Nikodemus nach der Begegnung mit Jesus geglaubt? Die jüdische Überlieferung sagt „ja“, denn man habe Nikodemus aus der Synagoge ausgestoßen. Nach Joh 7,50-52 ist er für Jesus – trotz Widerstand – eingetreten. Und gemeinsam mit Josef von Arimathäa hat er den Leichnam seines Herrn bestattet und dazu etwa 45 kg Myrrhe und Aloe mitgebracht (Joh 19,38-39). Der Einsatz von Nikodemus war nicht einfach nur mutig, sondern er war gefährlich, aber geschah wohl in großem Vertrauen.
Frage zum Gespräch:
- Bin ich wiedergeboren? Eine oft behandelte Frage; ein Austausch wäre gut mit Blick auf Röm 10,9: „Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.“
Lieder: GL 374, FJ 6 29 So sehr
