Rebecca Giek (32) ist verheiratet, Mutter eines zweijährigen Sohnes und lebt in Schwieberdingen. Die Familie ist Teil der Api Gemeinde in Stuttgart. Carina Baun führte das Gespräch mit ihr.
Wie kam Dein Interesse für das Thema Ernährung?
Das hat sich entwickelt, als ich ausgezogen bin und selbst kochen musste. Besonders geprägt hat mich später, dass mein Vater durch eine Ernährungsumstellung eine Operation vermeiden konnte. Das hat uns als Familie motiviert, bewusster zu essen.
Wie sieht das bei Euch im Alltag konkret aus?
Mein Mann baut Gemüse an, wir haben Obstbäume und Beerensträucher. Statt Weizen essen wir meist Dinkel. Ich mahle unser Getreide oft selbst, weil frisches Mehl schnell Nährstoffe verliert. Ich probiere Sauerteigrezepte und reduziere Zucker. Fleisch oder Rohmilch kaufen wir gelegentlich direkt vom Bauernhof. Eier gibt es bei uns in der Straße – von freilaufenden Hühnern.
Ihr habt da einiges umgesetzt und Deine Begeisterung für das Thema ist spürbar. Was rätst du Familien, die nicht die gleichen Voraussetzungen haben, wie Ihr auf dem Land?
Gesundes Essen braucht oft nicht viel Geld oder viel Platz. Dinkelnudeln und Getreide gibt es inzwischen in vielen Läden. Wer seltener Fleisch isst, kann sich auch mal teureres Fleisch vom Hof kaufen. Es gibt Bauern, die Gemüsekisten in Städte liefern. In meinem alten WG-Zimmer hatte ich z. B. Kräuter auf der Fensterbank. Niemand muss alles perfekt umsetzen – auch kleine Schritte können viel bewirken.
Essen und Gastfreundschaft gehören zusammen. Wie lebt Ihr das?
Ich lade gerne ein, decke den Tisch schön oder bereite ein Gästezimmer vor – das habe ich von meiner Familie übernommen. Oft bleibt spontan Besuch zum Essen da und ich habe gelernt, flexibel zu kochen – mit dem, was eben da ist. Auch hier geht es nicht um Perfektion: Ob an einer schön gedeckten Tafel und aufwendigem Essen oder an einem kleinen WG-Tisch mit unterschiedlichem Geschirr und einfachem Essen – entscheidend ist die gemeinsame Zeit.
Welche Rolle spielt Euer Glaube bei dem Thema?
In meiner Kirchengemeinde war es selbstverständlich, für Regen zu beten und für Bewahrung der Ernte nach Unwetter zu danken. Mit eigenem Garten wird mir das noch bewusster: Die Ernte liegt nicht in unserer Hand, sondern ist ein Geschenk von Gott. Auch unser Sohn lernt, dass Früchte ihre Zeit brauchen und nicht immer verfügbar sind – und dass Essen kein Selbstverständnis ist. Deshalb danken wir Gott vor dem Essen.
Dieses Jahr haben wir in der Gemeinde in Stuttgart das Thema „Für Andere – durch Ihn“. Ich habe zum ersten Mal bewusst dafür gebetet, dass Gott uns eine reiche Ernte schenkt, um anderen etwas weiterzugeben. Gleichzeitig lerne ich, Kontrolle abzugeben und auf Gottes Versorgung zu vertrauen. In Zeiten, in denen unser Garten kaum Ernte gebracht hat, durften wir vom Überfluss anderer profitieren.
Vielen Dank für Deine Einblicke!