02/2025-03/2025

Leben mit der Bergpredigt

So wie die Tora aus den fünf Büchern Mose besteht, so gliedert Matthäus sein Evangelium in fünf Reden. Die Bergpredigt ist die bekannteste.

Doch ist es möglich, nach der Bergpredigt zu leben? Liebt eure Feinde (Mt 5,44), stets auch „die andere Backe hinhalten“ (Mt 5,39)? Geht das? Und was bedeuten Jesu Aussagen zur Ehe (Mt 5,27-32)?
Bei genauem Lesen der Bergpredigt staunt man über vieles. Jesus adressiert seine Worte zur Ehe nur an Männer. Vielleicht, weil in patriarchalen Gesellschaften Ehen Machtgefälle darstellen, in denen Frauen nur allzu oft benachteiligt sind? Beim berühmten Text ums „nicht Sorgen“ (Mt 6,19-34) scheint es insbesondere darum zu gehen, Geld nicht die höchste Priorität einzuräumen
(Mt 6,24). Und so weiter und so fort.

Vielleicht gibt es zwei klassische „Irrwege“ im Leben mit der Bergpredigt. Der eine ist, am eigenen Scheitern an der hundertprozentigen Umsetzung zu verzweifeln – also Perfektionismus oder gar Zwanghaftigkeit. Der andere Irrweg ist, die Bergpredigt zur Illusion zu erklären, weil man sie gar nicht halten könne. Ich plädiere für drei andere Wege, mit der Bergpredigt zu leben.

Weg 1: Als Boden unter den Füßen

In der Bibel kommt das Sein vor dem Tun, die Gnade vor dem Gebot. So rettet Gott Israel erst aus Ägypten und gibt seinem Volk danach die Gebote – damit die Menschen in der Freiheit bleiben, nicht um sie erneut zu knechten! Jesus wiederum sagt in der Bergpredigt: Hört auf meine Worte! Damit baut ihr euer Leben nicht auf Sand, sondern auf Fels (Mt 7,24ff.). Was ist nun das Fundament der Bergpredigt, womit beginnt sie? Mit den Seligpreisungen (Mt 5,3ff.), dieser wunderbaren Wertschätzung für alles Zerbrechliche! Diese Wertschätzung steht am Anfang, vor allen Geboten. Sie ist der feste Boden unter unseren Füßen, auf den wir bauen, wenn wir mit der Bergpredigt leben.

Weg 2: Als Jesus-Nachfolge; als Richtung, in die wir uns bewegen

Eine Welt, in der alle sich nach der Bergpredigt richten, wäre eine großartige Welt! Auch wenn wir nicht die „Perfektion“ eines Jesus erreichen – wenn wir ihm nachfolgen und die Worte der Bergpredigt dabei unsere Richtung vorgeben, sind wir Salz und Licht (Mt 5,13-16).

Weg 3: Mit Gebet

Die Mitte der Bergpredigt ist das Vaterunser (Mt 6,9ff.). Auch das Leben mit diesem Gebet ist ein Leben mit der Bergpredigt.

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