Postcovid, Fatigue-Syndrom. Oft davon gehört, seit März 2022 und ganz krass ab Januar 2024 leide ich selbst daran: keine Kraft mehr. Was mir Freude gemacht hat, geht nicht mehr: mit anderen reden, malen, Psalmen meditieren, Fahrrad fahren. Was mich erfüllt hat, was ich intensiv und voller Freude gelebt habe, ist mir jetzt eine Last. Ich habe auf nichts mehr Lust. Antriebslos. Ich kenne mich nicht mehr. Ich kann mich auf mich selbst nicht mehr verlassen. Plötzliche Einbrüche, ich muss mehrmals schlafen mitten am Tag. Vorher 5-6 Stunden Schlaf, jetzt 12. Nicht mehr endendes Kopfweh. Nichts mehr aufnehmen und verarbeiten können. Ich reduziere alles radikal, sonst halte ich es nicht aus.
Während es immer noch weniger wird, wächst die Angst in mir: Wenn es dauerhaft und endgültig bei so wenig bliebe, was dann? Kann ich für unseren behinderten Sohn noch machen, was er braucht? Kann ich überhaupt noch arbeiten? Kann ich noch leben? Und was mich ganz irritiert: Ich will nichts mehr.
Ich suche, frage Gott: „Was soll das? Wie gehst du mit mir um?“ Zu Beginn meiner Reha am 26. Januar 2024 das Losungswort: „Du lässt mich verstehen den Weg des Lebens“ (Ps 16,11). Wie soll das ein Weg zum Leben sein? Kann es das vielleicht doch? Psalm 102,24f. drängt sich mir auf: „Er demütigt auf dem Wege meine Kraft, er verkürzt meine Tage. Ich sage: Mein Gott, nimm mich nicht weg in der Hälfte meiner Tage!“ Ich ringe und suche. Am 9. Februar 2024 schreibt mir ein Freund eine Mail: „Gott segne Dich und tue Dir Quellen in der Wüste auf.“ Er schickt ein Lied mit: „Da ist immer noch Kraft für den nächsten Schritt, da ist immer noch Kraft, denn du gehst mit. … Ja, du lässt unentdeckte Wege aufgehn.“ Das berührt mich zuinnerst, lässt mich nicht mehr los. Daran halte ich mich, so gut es geht. Ich singe das Lied täglich. Ich vertraue mich Gott an, tastend. Ich lerne, nichts zu tun. Pausen machen und von ihnen her leben.
Ab der Karwoche passiert dann so viel. Ungeplant, ungesucht und doch endgültig, wirklich neue Wege: vorzeitige Pensionierung als Direktor der Missionsschule ab November 2024, eine tolle Nachfolgerin, voraussichtliche Rückkehr in die alte Heimat nach Neuffen im Sommer 2025. Gott hat Raum für uns geschaffen. Wir staunen, wie er für uns sorgt. Kraft und Freude kehren über Monate hin teilweise zurück. Jetzt bin ich bei vielleicht 40 %. Dafür bin ich sehr dankbar. Und zutiefst glücklich über Gottes Wegführung. Es ist so entlastend, nicht mehr zu müssen – ich könnte es auch nicht mehr.