Gemeinschaft

Das Magazin für Bibelbeweger, Heimatgeber und Hoffnungsträger


Vorfahrt Gnade

Liebe Apis,
liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!

Gnadenlos?

Ein Kindheitserlebnis: Ein ganzes Rudel von Kindern (gefühlt 30 Nasen) hat eine fulminante Idee. Wir sammeln alle Strohballen des großen Getreidefeldes ein, und stapeln sie zu einer riesigen Burg auf, mit Gängen und Schutzgräben. Wer sich durch alle Windungen robbt, kommt im Inneren an – einer Art heiligen Kathedrale. Mitten in unseren Phantasiespielen, im Inneren der Strohburg hockend, hören wir ein Traktorengeräusch. Der Bauer rückt an. Die Flucht gelingt nicht mehr. Als wir einer nach dem anderen aus der Strohburg kriechen, empfängt er uns mit ausgestreckter Strohgabel. Wir stehen alle in Reih und Glied. Auf jeden dringt er bedrohlich ein und fragt nach unseren Namen. Als er von mir Auskunft bekommt, lacht er und droht: „Ha ha … Hanßmann .. ha ha … warte nur. Deinen Vater kenne ich. Da kannst du was erwarten.“

Denn aus Gnade
seid ihr gerettet durch den Glauben,
und das nicht aus euch.

Epheser 2,8
Gnädig?

In diesem Moment ändert sich für mich alles. Er kennt meinen Vater? Dann wird alles gut! Denn mein Vater wird anders reagieren, wie es mir der Bauer anzudrohen gedenkt. Donner und Schläge wünscht er mir. Aber ich kenne meinen Vater als gerecht und gütig gegenüber jedermann. Das habe ich schon als Bub verinnerlicht. Und so kam es. Mein Vater war wenig glücklich über unsere Lausbubentat. Aber er hat die Dinge ins Lot gebracht – wie auch immer. Wie gut, dass mein Vater zwischen mich und den geschädigten Bauer geraten war. Was für ein Bild für die Güte und Gnade des himmlischen Vaters.

Gnade!

Gnade rettet. „Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme“ (Eph 2,8-9). Sie hat deswegen immer Vorfahrt. Was wir beitragen können? Eine Rettungsgasse bilden, wenn andere die Gnade dringend benötigen. Deswegen würde ich gerne fragen, wie es um die Gnade im Kriegs“alltag“ bestellt ist. Es ist eine harte Gnade, wenn am Sonntag der Gekreuzigte gepredigt wird, und am Montag die Bomben fallen. Ich leide wie ein Schlosshund unter dem „simul iustus et peccator“ (Wir sind schon heute gerecht – jedoch auch zugleich Sünder). Denn mir scheint, dass wir der Gnade momentan häufig die Zufahrt verwehren. Das gilt für die großen geopolitischen Themen ebenso wie in der Asyl- und Migrationspolitik. Die besonders schaurigen Plätze finden sich jedoch nicht selten vor oder hinter der eigenen Haustür.

Dass wir nicht nur in unseren Gemeinschafts- und Gemeindeveranstaltungen von der Gnade hören und singen, sondern im Zusammenleben die Gnade walten lassen, das wünscht Euch

Euer
Matthias Hanßmann

Beitrag teilen:
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner