Johannes 2,1-11
Texterklärung
Es geht bei diesem ersten Zeichen um die Offenbarung der Herrlichkeit von Jesus Christus: „Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn“ (Joh 2,11). Die Geschichte vom ersten öffentlichen Auftreten Jesu hat in den Augen des Evangelisten programmatischen Charakter. In ihr klingt an, wer Jesus ist und was er in die Welt bringt!
Das erste Zeichen – bei einer Hochzeit (Vers 1-2)
Diese Geschichte, in der Jesus Händewaschwasser in Spitzenwein verwandelt, fordert uns heraus – zumindest, wenn wir uns noch einmal darauf einlassen und sie mit „neugieriger Nase“ lesen. Wo hätte ich Jesus zuerst vermutet – wirklich auf einer Hochzeit? Johannes erzählt von der Hochzeit in Kana gleich zu Beginn: Der erste Tag berichtet von Johannes dem Täufer und Jesus, der zweite erzählt davon, wie Jesus seine Jünger findet. Und jetzt der dritte Tag! Bevor Jesus irgendetwas von dem macht, was auch die anderen Evangelien berichten, ist er Gast auf einer Hochzeit in Kana, in Galiläa. Ein Fest der Freude. Die Geschichte von dieser Hochzeit ist deshalb eine „Epiphanias-Geschichte“, eine „Erscheinungsgeschichte“! Sie erzählt davon, was geschieht, wenn die Herrlichkeit Gottes erscheint: „Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit!“
Hochzeit feiern in Israel bedeutete: Man feiert richtig groß. Alle, die wollen, dürfen dabei sein. Ein kleiner Ort und mehrere hundert Gäste. Und dann heißt es: Maria war dort. Ob sie mitgeholfen hat in der Küche? Jesus und seine Jünger waren als Gäste eingeladen.
Jesus und seine Mutter (Vers 3-5)
Nun kommen einige Verse, die man genau anschauen muss. Jede Mutter zuckt beim ersten Lesen vermutlich zusammen. Geht das nicht etwas freundlicher? Maria sagt zu Jesus: „Sie haben keinen Wein mehr.“ Jesu Antwort in Vers 4 heißt wörtlich: „Was ist mir und dir, Frau?“ Rätselhaft ist die Schroffheit, mit der Jesus die gutgemeinte Bitte seiner Mutter abweist. Er weist daraufhin, dass seine Stunde noch nicht gekommen ist. Andrerseits hilft er kurz darauf in einer wundersamen Art und Weise. Das ist eine Spannung, die sich nicht so leicht auflöst. In jedem Fall werden mit der Antwort von Jesus Marias Ansprüche in die Schranken verwiesen. In allem und vor allem folgt Jesus dem Willen seines Vaters im Himmel (vgl. Joh 4,34).
Was für ein guter Wein (Vers 7-11)
Was für ein guter Wein! Nicht wenige Krüge, sondern Wein in Überfülle. Jesus kann nur guten Wein machen. Die Herrlichkeit, mit der sich der Sohn Gottes zeigt, ist nicht knauserig, sondern zeigt sich in großer Fülle! Was Gott schafft, bekommt das Prädikat: Gut. Richtig gut! Gott offenbart Israel seine Herrlichkeit, die die Propheten versprochen haben. Er zeigt sie in der Herrlichkeit seines Sohnes. Und diese Herrlichkeit kann man sehen und schmecken. Jesus zeigt zum ersten Mal seine Herrlichkeit und – seine Jünger glaubten an ihn! Was ist mit den anderen? Und die Jünger, haben sie vorher nicht geglaubt? Vielleicht können wir es so sehen: Es geschieht etwas. Glaube entwickelt sich. Auch die Jünger sind noch am Anfang ihres Weges.
Erst der Anfang
Am Schluss seines Evangeliums sagt Johannes: „Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht aufgeschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr, weil ihr glaubt, das Leben habt in seinem Namen“ (Joh 20,30-31). Wer glaubt, wird noch größere Werke tun, das ist die Zusage von Jesus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, denn ich gehe zum Vater“ (Joh 14,12). Was löst dieser Gedanke bei uns aus? Wie schwer fällt es mir oft, mir vorzustellen, dass „die Herrlichkeit des Herrn“ heute sichtbar ist – auch bei uns. Aber nicht weniger wird hier versprochen.
Praxishilfen
Persönlich:
- Wo begegnet mir Gutes? Finde ich Gutes in meinem Leben?
- Habe ich einen Blick für das Gute? Wie könnte ich es einüben, darauf zu schauen?
Für uns als Gemeinschaft:
- Die „Herrlichkeit des Herrn“ kann man sehen und man kann sie kosten. Wo wird etwas sichtbar von der „Herrlichkeit Gottes“ in unserer Mitte?
- Es war ziemlich viel Wein – haben die Menschen damals so viel getrunken? Der Kirchenvater Irenäus hat auf diese Frage geantwortet: „Nein, damals wurde nicht alles getrunken. Wir trinken heute noch davon!“
Lied: Die Herrlichkeit des Herrn bleibe ewiglich, GL 256, FJ Best of 134 So bist nur du
